Rennberichte

Australien, eine schwierige Zeit!

Eine schwierige Zeit geht zu Ende! Schon lange stand die Crocodile Trophy in Australien auf meiner „To do“ Liste. Dieses Jahr sollte es endlich klappen, weil ich nicht mehr nach Südafrika reisen würde, da sich meine Freundin und ich uns für die Schweiz als unser zukünftiges Zuhause entschieden haben. Ein weiterer Grund lag in der Tatsache, dass ich das Cape Epic im März nicht bestritten habe und so meldete ich mich bereits im Juni fürs Rennen an. Mein Plan war eigentlich stets, dass ich nach dem Rennen noch ein wenig Zeit anhängen würde, um noch ein bisschen herum zu reisen. Schliesslich liegt Australien nicht gerade am Weg und wenn schon die lange Reise, dann auch ausnutzen….. Manchmal ändern sich dann gewisse Strukturen und so kam es, dass meine Freundin mit einer neuen Arbeitsstelle ab Oktober nicht mehr mitkommen konnte und alleine wollte ich auf keinen Fall reisen. Ich entschied mich deshalb, nur für das Rennen nach Australien zu fliegen. Da die lange Reise, die Zeitumstellung von 8 Std. und auch der Temperaturunterschied doch beachtlich sind, wollte ich meinem Körper einen Gefallen tun und ihm doch noch für ein paar Tage Zeit geben, um sich zu erholen.

Obwohl es ein riesiges Erlebnis sein würde, war meine Vorfreude kurz vor Abflug dann ziemlich getrübt. Ich hatte mir schlicht zu viel zugemutet und mir ging alles ein wenig zu schnell. Die gesamte Saison lief meistens nach Wunsch und obwohl wir den Sieg verpassten, war auch das Swiss Epic eine unvergesslich tolle Woche. Danach konnte ich mich gerade noch erholen für die Schweizer Meisterschaft und auch da meine bis dahin erst 2te Medaille sichern. Ein wunderbarer Saisonschluss in der Schweiz vor der Haustüre in Einsiedeln und dann noch mein erster TV Auftritt gleich am Montag danach. Ich war also auch am Tag nach dem Meisterschaftsrennen nochmals angespannt und ein wenig nervös. Dann ein Tag später sass ich bereits im Flugzeug und reiste via Singapur nach Cairns. Emotional war das schlicht zu viel und es ging alles zu schnell. Ich hatte gar keine Zeit, das Geschehene zu verarbeiten.

Mit Jetlag und ziemlich müde kam ich schliesslich in Cairns an, einer mittelgroßen Stadt und hier musste ich mich erst einmal zu Recht finden. Ich kannte und kenne bislang keinen Menschen in Australien und war komplett auf mich alleine gestellt. In Südafrika stieg ich jeweils aus dem Flieger und fühlte mich wie zu Hause, da ich alles kannte und mir viele Leute helfen konnten. Klar, ich habe mir das selber ausgesucht, doch ich hatte mich ein wenig überschätzt. „Früher“ machten mir solche „Monsteraktionen“ nichts aus, doch die letzten Tage zerbrach ich daran.

Ich suchte mir ein paar Runden aus zum Trainieren, doch auch da wurde ich ziemlich enttäuscht. Der Verkehr hier ist abartig. Wie in Südafrika scheinen die Leute nicht Rad zu fahren und jeden Meter mit dem Auto zurück zu legen. Klar, es ist alles etwas grösser und liegt weiter auseinander aber einmal mehr musste ich feststellen, dass wir in der Schweiz zum Rad fahren ein Paradies haben! An den meisten Orten in der Schweiz kann man ab der Haustüre fast 365 Tage im Jahr eine andere Route fahren, ohne immer dieselben Strassen nutzen zu müssen. Die Trails zum Biken fangen bereits am nächst gelegenen Waldrand an und man braucht dazu nicht ins Auto zu steigen. Hier in Cairns fanden zwar schon einige Weltcups & sogar Weltmeisterschaften statt, doch alles im selben Bikepark, welcher im nächsten Dorf liegt, gut 30 Min von Cairns mit dem Bike (die meisten fahren mit dem Auto hin). Doch die Trails da hat man in einem Tag auch alle abgefahren und auf den normalen Strassen rauschen die riesen Trucks mit 2 Anhängern 50 cm an einem vorbei!

Ich schaffte es trotzdem, einigermaßen gut zu trainieren und einen Ruhetag verbrachte ich schließlich auf dem weltberühmten Great Barrier Reef“ mit schnorcheln. Das ist wirklich sehr imposant und schön und der Name „Great“ hat es allemal verdient!

Neben dem Training verbrachte ich viel Zeit alleine und ich zählte die Tage bis zum Rennen. Nun sah ich heute (Donnerstag) zum ersten Mal ein paar andere Fahrer. Die Meisten reisten erst kurzfristig an und vlt. habe ich genau darin einen kleinen Vorteil. Denn mittlerweile habe ich mich an die Hitze und auch die Zeit gewöhnt. Trotzdem habe ich grossen Respekt, da für mich alles neu sein wird. Ich kenne die Abläufe des Rennens nicht und ich mache alles alleine. Dazu kommt jetzt auch noch der Konkurrenzkampf, welcher mit der Teilnahme von Huber, der sich kurzfristig auch noch angemeldet hat und seinen 5ten Gesamtsieg anpeilt garantiert ist. Die Crocodile Trophy stand schon immer für Adventure und ist nicht vergleichbar mit dem Cape Epic oder der Transalp. Trotzdem fühlt es sich jetzt etwas komisch an, dass sich nun ausgerechnet zwei so starke Schweizer am anderen Ende der Welt beim Saisonende duellieren müssen.

Ich werde das Rennen vor allem als Erlebnis sehen und dann wird sich das Ergebnis am Ende von selber ergeben. Ich bin vor allem eines, froh dass es endlich los geht und das Warten ein Ende hat!
Vielleicht werde ich alt, haha….. vielleicht habe ich auch einfach zu viele solche „Projekte“ gemacht und keine Energie mehr, aber die letzte Woche hat mich ziemlich aufgerüttelt und auch niedergeschlagen. Vielleicht ist es auch einfach die Tatsache, dass ich mir in diesem Jahr mit dem festen Wohnsitz und meinem Umfeld in der Schweiz und dem wenigen Herumreisen eine Situation geschaffen habe, die ich nicht mehr für solange hergeben möchte. Denn man muss jedes Mal aus der eigenen Komfortzone ausbrechen.

Auch wenn es keine einfache Zeit war bin ich extrem dankbar, dass mir mein Team diese Chance gegeben hat und ich werde nun das Beste daraus machen!

Jetzt gilt es ab Samstag das „Projekt“ zu vollenden und dann werde ich bestimmt meinen „Horizont“ erweitert haben. Ein paar Entscheidungen für die Zukunft hat mir diese Reise auf jeden Fall bereits abgenommen!

Am Samstag fällt um 9.30 Uhr an der Promenade von Cairns der Startschuss zur ersten Etappe! 100 Km mit 2800 Hm warten auf uns und ich hoffe, dass ich jeweils noch genügend Energie haben werde, um euch auf dem Laufenden zu halten. Ach ja, Internet Empfang im Outback ebenfalls vorausgesetzt!

Full Gaz