Rennberichte

Rang 2 beim „Krimi“ von Grindelwald. Eine lange Geschichte……

Eiger Bike Challenge, am Sonntag, 12. August 2018 in Grindelwald. Foto Martin Platter

11 Sekunden …… dieser Abstand trennte mich heute vom Sieg an der Eiger Bike Challenge nach 88 km & 3‘900 Hm und knapp 4.5 Rennstunden! Die Enttäuschung im Ziel war riesig, denn sie war da, DIE CHANCE zu meinem ersten Sieg in Grindelwald!

Obschon ich auf der Kurzstrecke unzählige Male auf dem Podest stand, gelang mir dies bislang bei der Eiger Bike Challenge noch nie auf der Langdistanz. Einige Male schaffte ich es in die Top 5 aber mit der Strecke rund um Grindelwald konnte ich mich bislang einfach nie anfreunden. Ich weiss nicht genau woran das liegt, doch heute war ich guten Mutes, dies zu ändern!

Bei den letzten 4 Rennen stand ich immer auf dem Podest, egal wie die Strecke war und wie lange das Rennen dauerte und ausserdem hatte ich nach dem M3 Marathon nochmals perfekt trainiert, das Selbstvertrauen war also vorhanden!

Leider fühlte ich mich dann bereits beim Einfahren nicht sehr wohl. Die Beine drehten zwar ziemlich gut, doch mein Magen fühlte sich komisch an. Nach dem Startschuss um 7 Uhr in Grindelwald Grund ging’s dann gleich die ersten 1‘000 Hm hinauf auf die Grosse Scheidegg und Teamkollege Stauffer machte von Beginn weg Druck. Neben der kompletten Schweizer Marathon Fraktion mischten sich heute noch die zwei Italienischen Top-Fahrer Ragnoli & Salerno ins Starterfeld und so war es zu Beginn vor allem ein Abtasten der Favoriten.

Nach ¾ der Steigung erhöhte dann der ehemalige Strassenprofi Salerno das Tempo und nur Huber & Stauffer zogen nach. Ich versuchte es zwar kurz, doch ich war mir sicher, dass ich für diesen Effort am Ende büssen würde. Zudem war mir noch immer sehr unwohl und ich konnte auch keinen Gel zu mir nehmen, was mich etwas skeptisch machte. Nach einer kurzen Abfahrt folgte die Steigung hinauf zum First und danach die steile und sehr schnelle Abfahrt hinunter zum Bort. Während vorne weg immer noch das Spitzentrio fuhr, bildete ich zu jenem Zeitpunkt mit Zurbrügg, Stutzmann, Ragnoli & Moser die Verfolgergruppe und unser Rückstand lag bei einer knappen Minute.

Es folgte der ruppige und unrhythmische Anstieg hinauf zum Feld und genau an diesem Berg verlor ich in der Vergangenheit stets den Anschluss. Dieser Streckenabschnitt liegt mir überhaupt nicht, doch ich versuchte mich mental darauf einzustellen und siehe da, es lief dieses Mal tatsächlich etwas besser. Ich schlug mein Tempo an und bald einmal fielen Zurbrügg & Stutzmann zurück. Vorne sah ich, dass Stauffer den Anschluss zur Spitze verloren hatte und so kamen wir dem Podestplatz immer näher. Doch im obersten Abschnitt hatte ich dann doch wieder meine bekannte Schwächephase und so musste ich Moser & Ragnoli ziehen lassen.

Die lange Abfahrt fuhr ich dann beinahe im Delirium, doch unten angekommen hatte ich knapp 30 Sekunden Rückstand auf die Spitze und diese Lücke fuhr ich dann in der Anfahrt zum Bort schnell zu. Zu meiner Überraschung waren nur noch 4 Fahrer zusammen, Urs Huber fehlte! Wo ist denn Urs fragte ich verdutzt, denn ich hatte ihn schlicht nicht gesehen, als ich an ihm vorbeigefahren bin. Urs war im obersten Teil der Abfahrt so unglücklich gestürzt, dass er sein Schlüsselbein gebrochen hatte. In diesem Abschnitt muss man sich dermassen auf die Strecke konzentrieren, dass ich nur ein weisses Trikot nebenan in der Wiese wahrgenommen hatte. Ich dachte jedoch es wäre ein Streckenposten! Es tut mir an dieser Stelle leid, dass ich nicht angehalten hatte und wünsche Urs gute Besserung!

Das Rennen fand somit einen neuen Lauf und plötzlich war ich wieder voll da. Die Bauchprobleme machten sich zwar immer noch bemerkbar aber mental war ich bereit zu leiden! Dies musste ich dann auch, denn vor uns kam der steile Anstieg hinauf zum Bort und da war es erneut Salerno, welcher das Tempo forcierte. Stauffer & Ragnoli fielen zurück und auch Moser & ich mussten den Italiener bald darauf ziehen lassen. Diesmal biss ich mich jedoch an Moser’s Hinterrad fest und schaffte es über den Anstieg und gemeinsam donnerten wir die nächste Abfahrt hinunter zurück nach Grindelwald. Unten angekommen hatten wir Salerno wieder gestellt, doch auch Stauffer & Ragnoli waren wieder dran und so stachen wir tatsächlich zu fünft in den finalen Anstieg hinauf auf die Kleine Scheidegg!

Nach wenigen Metern war es abermals Salerno, welcher forcierte doch diesmal ging ich mit und die anderen mussten rasch reissen lassen. Jetzt war ich so richtig am Ende meiner Komfortzone angelangt, doch ich wollte gewinnen! Leider musste ich nach ein paar Minuten dann doch kapitulieren und so zog der Italiener davon. Ich nahm kurz etwas raus, sodass Stauffer wieder zu mir aufschloss und auch Moser war nicht weit zurück. Dafür fiel Ragnoli aus der Entscheidung und gab wenig später sogar auf.

Wir fanden einen guten Rhythmus und irgendwann sahen wir, dass auch Salerno nicht mehr richtig weg kam. Ich schöpfte neuen Mut, doch nach knapp der Hälfte hatte nun plötzlich Stauffer Mühe und fiel zurück, dafür schloss Moser zu mir auf. Dieser hatte heute einen super Tag erwischt und nun musste ich abermals ins Dunkelrote, um sein Hinterrad halten zu können. Der Italiener wehrte sich und unser Abstand pendelte sich bei gut 15 Sekunden ein.

Der Bergpreis kam & kam nicht näher und langsam war ich am Ende meiner Kräfte. Seit dem Engadin Bike Giro (3. Etappe) hatte ich nie mehr so leiden müssen und leider war der Anstieg dann 200 Hm zu lange und ich musste Moser am Ende ziehen lassen. Ich passierte die Kleine Scheidegg schlussendlich gut 30 Sekunden hinter Salerno und 15 Sekunden hinter Moser. Jetzt musste ich alles in die Abfahrt werfen und so nahm ich volles Risiko. Es folgte zum Glück noch eine kleine Gegensteigung und diese war dann nicht mehr steil und genau mein Terrain. Ich schaffte es, die Lücke zu Moser nochmals zu schliessen und so fuhr ich an 2ter Stelle zurück ins Tal. Ich hoffte auf den Zusammenschluss, doch ich schaffte es nicht mehr. Unten angekommen sahen wir den Italiener zwar vor uns, doch der Abstand war zu gross!

Die Schlusssteigung vom Grund zum Ziel sollte dann auch noch zwischen Rang 2 & 3 entscheiden und als ich attackierte, glaubte ich für einen kurzen Moment doch noch daran, den Italiener nochmals abzufangen! Es reichte nicht mehr und so fuhr ich 11 Sekunden hinter dem Sieger auf Rang 2 ins Ziel!

Ich war extrem enttäuscht und sauer auf mich selber! Wäre ich bei Moser geblieben, hätte ich die Lücke zu Salerno in der Gegensteigung vermutlich geschlossen. Doch in diesem Moment konnte ich einfach nicht mehr zusetzen! Vielleicht hätte der Italiener auch noch Reserven gehabt im Zielsprint und mich dann auch geschlagen aber ich ärgere mich bis jetzt, dass ich nicht mehr gebissen hatte! Am Ende kann ich sicherlich auch zufrieden sein mit dem Erreichten, denn noch vor Rennhälfte hatte ich sogar Mühe, die Top 5 zu halten und Salerno hatte am Ende doch verdient gewonnen, da er das gesamte Rennen an der Spitze lag!

Mit dem 2ten Rang egalisierte ich meinen 5ten Podestplatz im 5ten Rennen nacheinander! Eine schöne Bilanz und vor allem auch deswegen, weil es auf komplett unterschiedlichen Strecken und Rennlägen zustande kam! Dies zeigt meine Konstanz in diesem Jahr und ich hoffe, dass ich auch weiterhin das Niveau halten kann! Am kommenden Samstag steht bereits das nächste Highlight bevor, der Grand Raid über 127 Km & 5‘000 Höhenmeter von Verbier nach Grimentz! In demfall heisst es vor allem Beine hoch und erholen!

Vielen Dank ans Team für die Betreuung! Wir sehen uns am Samstag um 6.30 Uhr an der Startlinie in Verbier!

Eiger Bike Challenge, am Sonntag, 12. August 2018 in Grindelwald. Foto Martin Platter
Eiger Bike Challenge, am Sonntag, 12. August 2018 in Grindelwald. Foto Martin Platter
Eiger Bike Challenge, am Sonntag, 12. August 2018 in Grindelwald. Foto Martin Platter