Rennberichte

Erneut Podest! Rang 3 beim Grand Raid! 125 km & 5’025 Hm!

Was für ein Tag! Nach 2012 schaffte ich es endlich erneut aufs Podest beim berüchtigten Grand Raid, ein Erfolg, auf den ich lange warten musste! Der Gand Raid ist DER Schweizer Marathon Klassiker schlechthin und weit über die Landesgrenze legendär! Die 125 Km & 5‘025 Höhenmeter von Verbier nach Grimentz sind ebenso ehrfürchtig wie atemberaubend und wer hier auf’s Podest fährt, gebührt mehr Ruhm & Ehre als bei jedem anderen Rennen! Eine Prestigesache eben…..

Leider war meine Zuversicht noch bis Donnerstag nicht sonderlich gross, da ich mich extrem schlecht vom Eiger Bike erholt hatte. Beim Rennen vor 6 Tagen hatte ich einfach alles aus mir heraus gepresst und meine Beine waren so richtig im A….! Die Schwierigkeit zwischen solch schweren Rennen in so kurzen Abständen liegt vor allem darin, die richtige Mischung zwischen Erholung und Belastung zu finden. Denn zu sehr darf man das „System“ nicht herunter fahren weil man ansonsten komplett absackt. Am Freitag fühlte ich mich dann beim Einfahren tatsächlich etwas besser und ich wollte ein wenig „angasen“, doch in einem Muskel merkte ich noch immer die Krampfansätze, sobald ich etwas härter drückte!

Heute Morgen fiel dann bereits um 6.30 Uhr der Startschuss in Verbier und ich war etwas neben der Spur. So ganz war ich nicht in Rennmodus und auch die Bereitschaft, mich erneut über 6 Std. zu quälen war etwas gedämpft. Viel Zeit zum grübeln blieb mir allerdings nicht, denn Huber startete trotz zusammengeschraubtem Schlüsselbein zum Rennen und legte vom ersten Meter weg ein gehöriges Tempo vor. Zu meiner Überraschung lief es dann ziemlich rund und so schöpfte ich Zuversicht. Auch im gut 3 Km langen Flachstück bei der Quertraverse hinüber zum Col de Coeur zog Huber voll durch und forderte kein einziges Mal eine Ablösung. Dahinter positionierte ich mich an zweiter Stelle, denn ich wollte als Erster in die neue Abfahrt. Diese umfasste zu Beginn einen kurzen Singletrail und da wollte ich das erste Mal die Gruppe auseinander reissen. Ich fuhr heute mit dem vollgefederten Bike und dies wollte ich gerade in den Abfahrten ausspielen.

Mein Plan ging auf und so hatte sich die Spitzengruppe bereits nach der Abfahrt auf 7 Fahrer reduziert. Huber liess tatsächlich die Vernunft walten und stieg bereits vor der Abfahrt aus dem Rennen aus und zu meiner Überraschung waren meine gesetzten Favoriten, die drei Italiener Porro, Rabensteiner & Ragnoli nicht dabei. Im folgenden Anstieg sollte diese Situation nicht ungenutzt bleiben und so machten Seewald und Teamkollege Zurbrügg Druck, damit die Italiener bereits das erste Mal investieren mussten, um wieder heran zu kommen. Kurz vor Nendaz waren sie dann wieder dran und so machte ich auch in der nächsten Abfahrt erneut Tempo. Mein Prinzip ist immer dasselbe, denn die hinteren Fahrer müssen danach wesentlich mehr Kraft investieren, um allfällige Lücken wieder zu schliessen und mit der Zeit fordert diese Fahrweise stets ein paar Leittragende!

Im nächsten Anstieg passierte dann etwas, was ich in meinen bisherigen Grand Raid Rennen noch nie gesehen habe. Bislang war das Tempo jedes Mal sehr hoch und trotzdem blieb die Spitzengruppe stets bis zum Mandelon bis Km 60 bestehen! Dieses Mal zog Seewald das Tempo bereits nach 30 Km dermassen an, dass nur noch Porro sein Hinterrad halten konnte und die beiden sahen wir bis zum Zielstrich nie mehr! Ich war der Letzte der den Anschluss verlor, denn mir fehlte heute ganz einfach die Frische! Ich wusste, dass ich dieses Tempo keinesfalls durchstehen würde und am Ende dafür bezahlen würde und so musste ich mein heutiges Maximalziel mit Rang 3 definieren!

Nachdem die beiden auf & davon zogen, bildete ich mit Sauser, Zurbrügg, Stutzmann & Rabensteiner die Verfolgergruppe und diese blieb dann bis zum langen Anstieg hinauf zum Mandelon bestehen! Zurbrügg fiel dann bald einmal zurück und nun war es Stutzmann, welcher uns den Mandelon hinauf sein Tempo aufdrückte. Ich fühlte mich noch immer ganz gut und hatte stets etwas Reserven.  Trotzdem hatte ich immer dieses Gefühl, dass sich die Verkrampfung bemerkbar machte, sobald ich etwas mehr drückte. Kurz bevor wir den verblockten Alpweg erreichten, erhielten wir durch Carabien Gesellschaft. Der Belgier kam von hinten angeschossen und klemmte sich in unserer Gruppe fest. Beim Einstieg in den Mandelon übernahm ich dann erneut die Führung, da ich mein Vorteil des Fully‘s genau auf diesem Abschnitt ausspielen wollte. So fuhr ich den kompletten Mandelon und auch die folgende Abfahrt bis nach Evolene von vorne, doch meine Begleiter konnte ich nicht abschütteln!

Nun hatten wir bereits 80 km in den Beinen und waren schon gut 4 Stunden unterwegs, als wir den langen Anstieg hinauf zum Pas de Lona erreichten. Bis nach Eison war es dann vor allem Sauser, welcher das Tempo forcierte und bald einmal fiel auch Stutzmann ab. Nach einem kurzen Trailabschnitt ging es auf den breiten Kiesweg hinauf bis zur letzten Alp vor dem Pas de Lona und da merkte ich, dass Carabien Mühe hatte. Als ich drauf drückte, fiel auch Sauser leicht zurück, konnte sich allerdings wieder fangen und so fuhr ich gemeinsam mit Rabensteiner stets knappe 10 Sekunden vor Sauser bis zur Alp. Der Podestplatz lag nun in Reichweite und ich fuhr weiterhin nie am Limit. Mein Begleiter sah da schon schlechter aus, doch ich konnte ihn einfach nie abschütteln. Erst als es in den mühsam zu fahrenden Alpweg bis zur Laufpassage ging, konnte ich die Lücke endlich aufreissen!

Nun lag jedoch noch das grösste Hindernis des Tages vor mir, denn vor mir türmte sich die Geröllhalde des Pas de Lonas auf und es lagen 25 Minuten Tragepassage vor mir! Jetzt musste ich alles geben, denn hinter mir fiel Rabensteiner komplett zurück, doch Sauser gab einfach nicht auf! Oben angekommen hatte ich immer noch diese knappen 10 Sekunden und diese reichten nicht aus! Nach einer kurzen „Verschnaufpause“ mit einer kleinen Abfahrt galt es noch die letzten Höhenmeter zu klettern und da schaffte Sauser tatsächlich 200 Meter vor der Kuppe den Anschluss. Mit Sauser habe ich ja bereits einige Rennen bestritten und als gute Kollegen wollten wir uns beide nicht mehr unnötig abschiessen, denn die finale Abfahrt fordert nochmals Alles ab! So fuhr ich kontrolliert und sicher hinunter bis nach Grimentz und Sauser zeigte wahre Grösse und verzichtete auf einen sehr gefährlichen Schlagabtausch! Dies war sicher für uns beide „gesünder“, denn falls uns beiden die Sicherungen durchgebrannt wären, wäre es sicherlich für einen von uns ungemütlich geworden!

Nach 6:12.54 Std egalisierte ich am Ende meine neue Bestzeit und dies, obwohl die erste Abfahrt durch die neue Streckenführung etwas länger dauerte. Seewald demontierte uns förmlich und kam mehr als 12 Minuten vor uns an! Porro rückten wir gegen Ende immer näher, doch ihm blieben am Ende etwas mehr als 2.5 Minuten auf uns!

Ich war super happy mit meinem Podestplatz und somit erreichte ich ein weiteres Saisonziel! Es klingt komisch, doch noch nie fiel mir der Grand Raid so leicht wie heute. Ich war lange nicht so kaputt wie in den Ausgaben zuvor und selbst die Schlussabfahrt machte mir nichts aus. Meistens verfluchte ich in den Vorjahren am Ende jeden einzelnen Stein! Ich konnte heute einfach ein gewisses Tempo fahren, doch war nicht in der Lage, mich komplett zu verausgaben!

Nun heisst es erneut, möglichst gut erholen, denn nächste Woche steht mir dem Nationalpark Marathon ein erneuter Brocken mit 138 Km & 4’000 Hm auf dem Programm!

Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle allen Betreuern! Der Grand Raid ist nicht nur für uns Fahrer eine Herausforderung, sondern auch für sämtliche Supporter eine richtig grosse Hürde!

See you next week!