Rennberichte

Enttäuschung beim „Short Race“, dem verkürzten Nationalpark Bike Marathon, Rang 10.

17. Nationalpark Bike-Marathon, der aufgrund schlechter Wetterprognosen für einmal nur auf der Putèr-Strecke zwischen S-chanf und Scuol ausgetragen wurde. Gefahren wurde aber in den gemeldeten Feldern Vallader, Jauer und Livignasko. Foto Martin Platter

Vor einem Jahr krönte ich meine bisherige Karriere mit dem Gewinn des Schweizer Meistertitels und war somit der grosse Sieger… heute, ein Jahr später zähle ich zu den grossen Verlierern!

Auf den Nationalpark Bike Marathon freue ich mich jedes Jahr ganz speziell, denn ich bestritt mit 15 Jahren meinen ersten Marathon auf dieser Strecke und das Rennen um den Schweizer Nationalpark ist sowieso eines der schönsten überhaupt! Leider wurde meine Vorfreude Mitte Woche ziemlich gedämpft, denn aufgrund der extrem schlechten Wettervorhersagen wurde das Rennen auf 47 Km & 800 Hm gekürzt und somit waren sämtliche langen Anstiege gestrichen und das Rennen sollte einen regelrechten Sprint garantieren!

Eigentlich genau meine Stärke, doch seit fast zwei Monaten dauerten alle meine bestrittenen Rennen mehr als 4 Stunden und ich hatte mein gesamtes Training auf die langen Prüfungen umgestellt! Dies mache ich jedes Jahr so, denn nach dem Frühjahr ist meistens keine Spritzigkeit mehr gefragt, sondern vielmehr Ausdauer, nicht nur, um die langen Rennen schadlos zu überstehen, sondern um auch die ganzen Rennen hintereinander zu verkraften!

Das heutige Rennen ist leider schnell erzählt. Achtung fertig Vollgas hiess es und zwar von A bis Z! Ich fuhr die ganze Zeit am Anschlag, während der Tscheche Hynek an der Spitze praktisch ausnahmslos das Tempo diktierte. Kurz vor dem Dorf Guarda konnte ich einfach nicht mehr und musste schliesslich reissen lassen. Dies war rückblickend extrem bitter, denn hätte ich 300 Meter länger gelitten, hätte ich die Gruppe vermutlich halten können. Doch in jenem Moment konnte ich einfach nicht mehr. Ärgerlich vor allem deswegen, weil mir die neue Zielankunft mit dem Schlusssprint extrem gelegen hätte und ich mir berechtigte Chancen auf den Sieg ausrechnete, sofern ich diese Schlusssteigung mit der Spitze denn auch erreicht hätte. Dem war leider nicht so und hätte, wenn & aber gibt es nicht. Der Sport ist manchmal gnadenlos und ich verpasste heute die Chance, um im Finale mit dabei zu sein!

Schade auch deswegen, weil ich eigentlich noch immer eine sehr gute Form hätte und ich bin überzeugt, dass ich auf der Langdistanz mit den heutigen Beinen vorne mit dabei gewesen wäre. Doch die Umstellung auf diese kurze und super intensive Belastung gelang mir leider nicht und am Ende hielt ich mich auch noch um den Sprint um Rang 7 raus und fuhr die Schlusssteigung alleine hoch, bitter enttäuscht über mein Abschneiden!

17. Nationalpark Bike-Marathon, der aufgrund schlechter Wetterprognosen für einmal nur auf der Putèr-Strecke zwischen S-chanf und Scuol ausgetragen wurde. Gefahren wurde aber in den gemeldeten Feldern Vallader, Jauer und Livignasko. Foto Martin Platter

Eine kleine, sehr ehrliche Anekdote zur allgemeinen Lage…..

Nach dem Grand Raid hatte ich zu Beginn noch das Gefühl, dass ich mich gut erholen konnte, doch dies war die ersten zwei Tage wohl vor allem auf den total überdrehten Körper zurück zu führen. Mitte Woche holte sie mich dann nämlich doch ein, die Müdigkeit der ganzen Strapazen! Es waren ja nicht nur die zwei Rennen innert 6 Tagen, so langsam aber sicher macht sich die gesamte bisherige Saison bemerkbar! Nicht nur körperlich, sondern vor allem mental sind diese Tage oftmals sehr zermürbend! Als Sportler steht man ja vor allem am Renntag im Scheinwerferlicht. Die Tage dazwischen bekommt man nie zu Gesicht und ihr könnt mir glauben, diese Tage sind genau die Schattenseiten des Sports und ich führe den grössten Kampf mit mir selber gegen jene Tage im Jahr!

Schleichend bildet sich eine Art der Niedergeschlagenheit & Müdigkeit und teilweise bin ich extrem gereizt und angespannt, da sich der angeschlagene Körper gegen jegliche körperliche Anstrengung zu wehren versucht. Oftmals verlaufen die Starts der Trainings zäh, bis die Beine offen sind und der Motor auf Betriebstemperatur. Da braucht es auch mal Durchhaltewillen und Zuversicht!

Klar, wenn ich Erfolg habe und es so läuft wie die vergangenen Wochen, dann kann ich wesentlich besser damit umgehen als nach Enttäuschungen. Dazu versuche ich mich stets an den neuen Zielen fest zu beissen, doch manchmal scheitere ich auch da an mir selber. Denn da ich keinen Trainer habe, gibt es bei mir selten bis nie eine Zweitmeinung und oftmals weiss ich nicht genau, was jetzt richtig oder falsch ist. In den letzten zwei Saisons ging mein Plan grösstenteils auf und ich konnte mein Niveau steigern und sehr gute Leistungen erzielen. Umso mehr ärgere ich mich über den heutigen „Ausrutscher“ aber der Körper ist keine Maschine und manchmal will es einfach nicht. Was oft vergessen geht ist, dass es für Bestleistungen ja nicht nur gute Beine und einen starken Motor braucht, sondern vor allem auch einen starken Willen! Marathonrennen sind zwangsläufig verbunden mit starken Schmerzen und genau diese muss man aushalten können! Doch dazu benötigt man auch eine gewisse „Frische“ im Kopf und die Bereitschaft, diese Schmerzen ertragen zu können.

Heute war zB. so ein Tag, an welchem ich schon beim Auftreten der ersten Schmerzen zu Beginn des Rennens extrem zu kämpfen hatte. Denn genau diese Schmerzen hatte ich in den letzten 14 Tagen während rund 11 Stunden ausgehalten. Ich hatte gelitten und gekämpft und durfte zwei schöne Erfolge feiern! Dies gab mir zwar eine gewisse Erleichterung, doch leider fand ich nie richtig Zeit, um mich über diese Erfolge zu freuen und es zu verarbeiten, da ich bereits wieder zum nächsten Rennen blickte. Heute war ich wohl einfach überrascht, wie fest ich leiden musste um überhaupt zum vorgenommenen Sprint zu kommen, denn ich hatte eigentlich nur diese Zielgerade im Kopf und für mich war klar, dass ich am Ende um den Sieg sprinten würde. Leider wurde ich durch die Fahrweise meiner Konkurrenz überrascht und am Ende war es wohl vor allem mein eigener Kopf, der mich im Stich gelassen hatte!

Das Gute ist dass ich weiss, dass ich vor den bevorstehenden Rennen über die langen Strecken im gewohnten Rennrhythmus keine Angst haben muss und somit blicke ich zuversichtlich auf die nächsten Rennen im September! Mit dem Swiss Epic in 2.5 Wochen steht ja noch ein ganz grosses Highlight unmittelbar bevor!

Ich versuche nun, mit der heutigen Enttäuschung möglichst schnell fertig zu werden und dann wieder nach vorne zu schauen! Enttäuschungen gehören zum Sport und es ist Teil des Jobs, mit den Auf- und Ab’s fertig zu werden!

FullGaz beim nächsten Mal!