Ich hab‘s geschafft! Nach 9.5 Std. Abnützungskampf konnte ich mit neuem Streckenrekord meinen Titel bei der Salzkammergut Trophy aus dem Vorjahr verteidigen!
Ich hatte mir viel für das Rennen vorgenommen und auch dementsprechend gut habe ich mich darauf vorbereitet! Mit Andreas Seewald stand ein ganz harter Gegner am Start, denn er konnte die Trophy bereits zweimal für sich entscheiden (2015 & 2016)! Zudem wurde er 2016 hinter mir 2ter beim Desert Dash in Namibia. Ein Spezialist auf der Ultradistanz also! Nach meinem Sieg in Albstadt und einem sehr zufriedenstellenden 6 stündigen Abschlusstraining am Montag reiste ich am Mittwoch mit viel Selbstvertrauen nach Bad Goisern. Hier hatte ich somit genügend Zeit, mich in aller Ruhe vorzubereiten!
Heute Morgen fiel dann bereits um 5 Uhr der Startschuss! Zum ganzen Übel des Frühaufstehens wurde ich bereits um 2.10 Uhr wach! Da ich sowieso um 3 Uhr hätte aufstehen müssen, gab ich dann den Versuch, nochmals einzuschlafen auf und würgte mir im Halbschlaf ein paar Honigbrötchen runter!
Mit lockerem einrollen war dann leider nichts, denn nach nur 2 flachen Kilometern ging’s links weg und auch gleich in den ersten Anstieg, bei welchem gut 900 Hm vernichtet werden mussten. Relativ rasch konnten wir uns zu Dritt absetzen, doch der Österreicher David Schöggl blieb als Vierter stets auf Schlagdistanz! Ich setzte heute auf das vollgefederte Bike, da die Strecke doch sehr viele sehr ruppige Abschnitte hat und ich mich auf dem Bike einfach super wohl fühle! Die erste und dritte Abfahrt sind dieselben und da konnte ich es mit dem Fully gehörig krachen lassen!
An der Spitze gab es erst am zweiten Anstieg eine Verschiebung, denn während Schöggl zu uns aufschloss, fiel unser erster Begleiter zurück und so blieben nur noch Seewald, Schöggl & ich übrig. Nach 40 Km erlebte ich dann einen Schreckmoment, denn in einer Abfahrt erwischte ich einen Ast, welcher mein hinteres Schaltwerk komplett nach innen bog. Ich musste anhalten und es gerade biegen. Damit es keiner mitkriegte, integrierte ich meinen mechanischen Einsatz in einen „Pippihalt“. Glücklicherweise konnte ich alles zu Recht biegen und so kam ich schadlos aus der Szene, welche mich beinahe aus dem Rennen warf!
Der weitere Rennverlauf glich dann stets demselben Muster. Seewald & ich bekämpften uns ständig und Schöggl fiel einige Male ab. Doch einmal hatte dann Seewald einen Plattfuss und ich wartete auf ihn, sodass Schöggl wieder aufschloss. Das nächste Mal wechselte ich nach 100 Km mein Hinterrad, da ich auf der 2ten Hälfte einen schnelleren Reifen wollte und Seewald musste ja auch sein Laufrad tauschen. Somit mussten wir dann erst einmal wieder Schöggl hinterher jagen.
Bis Km 150 suchte ich dann keine Vorentscheidung mehr, denn davor standen noch 25 flache Km um den Hallstättersee an und da hätte ich nur unnötig Energie verschwendet. Wichtig war, dass ich mich stets sehr gut fühlte und nie ans Limit gehen musste. Anders sah es dann plötzlich bei Seewald aus und ich versuchte ihn ein paar Mal „anzuknocken“. Nach diesen 150 km stand dann das Haupthindernis des Tages bevor. Der super steile (bis 30%) Anstieg via Salzberg hinauf zur Rossalm!
Jetzt mussten die Karten auf den Tisch gelegt werden und so forcierte ich das Tempo so, dass Schöggl endgültig den Kontakt verlor. Doch Seewald hatte sich wieder gefangen und blieb an meinem Hinterrad. Da ich jedoch ein für mich komfortables Tempo angeschlagen hatte, war die Situation perfekt, denn ich hatte noch Reserven und so konnte ich Seewalds Tempoverschärfungen jederzeit parieren. So kam es, dass wir nach einer langen Abfahrt von der Rossalm schliesslich gemeinsam den letzten entscheidenden Anstieg erreichten, nach 170 Km in den Beinen! Eigentlich wollte ich mich auf einen Zielsprint einlassen, denn so hätte ich keine unnötigen Energien verpuffen müssen. Doch irgendwie sah Seewald nicht mehr allzu frisch aus und so witterte ich meine Chance. Kurz vor dem Gipfel platzierte ich eine Attacke, bei der ich endlich weg kam. Dies musste nun reichen!! Doch vor mir lagen noch 25 Km bis ins Ziel! Nach einer schnellen Abfahrt waren dann die letzten Km mehrheitlich flach und jetzt gab es nur noch Eines! Im Zeitfahrmodus durchziehen und das Ding nach Hause fahren!
Nach 9.29;54 Rennstunden schaffte ich es tatsächlich und konnte einen super schönen Sieg vor einer unglaublichen Zuschauerkulisse feiern, 18 Minuten unter dem bisherigen Streckenrekord! Seewald kam nach etwas mehr als 2 Minuten als 2ter und Schöggl als Dritter ins Ziel! Ich ziehe vor beiden den Hut und vor allem habe ich enorm viel Respekt vor Seewald’s Leidensbereitschaft! Vor einer Woche hatte er bereits ein 9 stündiges Rennen mit 140km & ebenfalls 7000 Hm bestritten und nur knapp gegen Urs Huber verloren!
Ich bin super happy mit dem Erreichten und vor allem über meine derzeitige Form! Schon ein cooles Gefühl, wenn der „Motor“ einfach so lange laufen kann! Nun werde ich mir eine Woche Pause gönnen, bevor ich die 2te Saisonhälfte in Angriff nehme!
Jetzt heisst es erst einmal warten, denn die Siegerehrung findet heute erst um 22 Uhr statt! Ein langer Tag also, bevor es Morgen zurück in die Schweiz geht!
Danke allen für die motivierenden Nachrichten! Und das grösste Dankeschön an dieser Stelle an meiner Freundin, welche heute ebenfalls über 100 Km auf dem Bike zurückgelegt hatte, damit ich auch genügend „Brennstoff“ hatte!