Wenn alles zusammen passt, dann kann ich doch noch ganz schön schnell Rad fahren. Heute war zumindest ein Tag, an dem sich der dritte Platz wie ein kleiner Sieg anfühlt! Nachdem ich ja eigentlich schon gestern sehr gute Beine hatte, bestätigte sich das gute Gefühl auch heute bereits beim Einfahren. Dementsprechend motiviert startete ich in die 2te und letzte Etappe beim Engadin Bike Giro. Zum Abschluss des 3 Tagerennens standen noch einmal 62 Km & 2‘000 Hm bevor. Ich startete offensiv ins Rennen, denn die ersten 40 Km waren eher coupiert und nach kurzen, teils giftigen Anstiegen folgten immer wieder Flachpassagen. Ich wollte das Rennen von Beginn weg schnell & hart machen in der Hoffnung, damit noch dem einen oder anderen Fahrer das „Genick“ zu brechen.
Ich zog nach jeder Abfahrt für knapp 20 Sekunden an der Spitze voll durch, denn durch diese Fahrweise müssen die hinteren Fahrer der Gruppe noch härter treten, um nach der Abfahrt die kleinen Lücken wieder zu schliessen und den Anschluss an die Gruppe herzustellen. Vorne konnte ich somit schön meinen Rhythmus fahren und musste nur diese 20 Sekunden richtig Gas geben…..
Nach der ersten Rennstunde waren nur noch 10 Fahrer an der Spitze übrig und nach dem letzten Flachstück ging’s dann so richtig los. Der Cross Country WM Dritte Thomas Litscher nutzte einen Zwischenfall in einer kurzen Abfahrt (Hobbyfahrer standen im Weg und Hynek kam nicht vorbei), um davon zu ziehen. Dahinter splitterte sich unsere Gruppe auf und als es nach 40 Km in den langen Hauptanstieg des Tages ging (900 Hm am Stück), da waren wir nur noch zu fünft unterwegs. Ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt immer noch sehr gut und als Hynek das Tempo bereits im unteren Teil des Anstieges anzog, da mussten auch Fabian Giger & Simon Stiebjahn federn lassen. Damit klebten nur noch Jochen Käss & ich an Hyneks Hinterrad.
Eigentlich hätten wir vor uns den davor ausgerissenen Litscher irgendwann sehen müssen, doch der war weit und breit nicht in Sichtweite, da er sich verfahren hatte. Damit lag ich auf Podestkurs und genau das war mein heutiges Tagesziel! Der Anstieg wurde immer steiler und steiler und die Luft auf 2‘600 Meter über Meer immer dünner! Irgendwann mussten auch Käss & ich Hynek ziehen lassen und bis zum Gipfel handelten wir uns 2 Minuten Rückstand ein! Ich blieb jedoch bei Käss und hinter uns war dann ebenfalls eine Lücke von gut 2 Minuten auf die nächsten Verfolger!
Die Abfahrt war dann extrem anspruchsvoll und ruppig. Leider verlor ich Käss’s Hinterrad bis zum letzten Gegenanstieg. Doch mein Rückstand hielt sich mit 20 Sekunden in Grenzen, denn dafür war Käss nun wieder bei Hynek dran und ich sah meine Chancen noch intakt, um nochmals aufzuschliessen. Leider traute ich dann meinen Augen nicht, denn hinter mir kam Litscher angeschossen! Dieser spielte seine technische Überlegenheit aus und hatte in der verblockten Abfahrt gut 2 Minuten gut gemacht! Der Gegenanstieg reichte nicht aus, um die Lücke nach vorne zu schliessen und so schoss Litscher im finalen Downhill bald einmal an mir vorbei. Somit lag ich tatsächlich auf Rang 4, doch bald einmal sah ich Hynek nicht weit vor mir, denn dieser wollte seinen Gesamtsieg nicht mehr riskieren und fuhr verhalten runter. Mir gingen beinahe die Kilometer aus, doch knapp 2 Km vor dem Ziel passierte auch ich tatsächlich noch Hynek und somit schaffte ich doch noch den Sprung auf’s Podest!
Ich musste unglaublich leiden heute, doch genau solche Podestplätze, bei denen man Alles gegeben und mit letztem Einsatz gekämpft hat, sind die allerschönsten Erfolge! Die Konkurrenz war sehr gross und meine Leistung damit sehr gut. Ich war auf jeden Fall super happy, denn die Form scheint sehr gut zu sein und obwohl mir solch steilen Anstiege eigentlich nicht sehr liegen, kam ich heute super damit zurecht. In der Endabrechnung belegte ich schlussendlich Rang 7 und ich denke, dass ich ohne den Zwischenfall von gestern in die Top 5 hätte fahren können. Doch dies spielt am Ende keine Rolle mehr. Lieber nehme ich noch einen Podestplatz nach Hause und vor allem das gute Gefühl! Schade ist das tolle Rennen bereits zu Ende, ich wäre nun so richtig „warm“ gefahren, hehe!
Ich werde nun ein paar Tage ziemlich easy machen und am kommenden Samstag noch den Klassiker in Albstadt fahren. In zwei Wochen steht eines meiner Saisonhighlight bevor, die Salzkammergut Trophy, bei der ich meinen Titel über die lange Strecke (7‘200 Hm & 210 Km) verteidigen möchte. Das Selbstvertrauen ist auf jeden Fall zurückgekehrt und die Ursache meines rechten „Beinproblems“ scheine ich ebenfalls gefunden und gelöst zu haben!
Ein grosses Dankeschön an dieser Stelle ans gesamte Team für die super Betreuung! Ich freue mich bereits auf die nächste Ausgabe bei Engadin Bike Giro!