Rennberichte

Rang 3 beim Bike Festival Willingen

Die Kunst des Sportlers besteht bekanntlich darin, am Tag X die gewünschte Leistung zu erbringen. Manchmal gelingt es einem besser und dann gibt es eben Tage wie heute….
Mein Rennen war ein reines „Geknorze“ und Leiden von A bis Z und ich fühlte mich kein einziges Mal wohl auf dem Rad.
Ich habe die weite Reise nach Willingen ins Hochsauerland mit klaren Ambitionen auf mich genommen, ich wollte um den Sieg mitfahren! Das Rennen über 117 km & 3’500 Hm ist eines der schwereren Sorte, doch ich freute mich auf die Herausforderung!
An der Startlinie war mir dann auch schnell klar, dass es auf dasselbe Spiel wie vor einer Woche in Singen herauslaufen würde, denn neben mir standen die 4 BULLS Fahrer Huber, Stiebjahn, Frei & Böhme. Daneben waren dann noch der Deutsche Weber und der Luxemburger Nissen, welche ich als mögliche Podestkandidaten handelte. Gleich am ersten Anstieg machten Stiebjahn und Huber dermassen Druck dass ich dachte, der Zielstrich käme in den nächsten 10 Minuten!!

So waren nach gut 20 km nur noch die genannten Fahrer in der Spitzengruppe, denn Rest hatten die BULLS förmlich auseinander genommen! 4 gegen 3 hiess es also, doch lange hielt diese Rennsituation nicht an.

Gegen Ende der ersten Schlaufe nach knapp 50 Km machte ich nämlich einen fatelen Fehler! Ich war ohnehin bis zu jenem Zeitpunkt etwas neben der Spur und weiss leider auch nicht wieso, doch dieser eine Moment kostete mich heute das Rennen!

Huber liess Böhme eine kleine Lücke gewähren und dieser zog dann richtig weg. Dann war es Weber, welcher die Initiative ergriff und die Lücke schliessen wollte. Weber sprintete an Huber vorbei und dieser hängte sich an ihn dran. Ich wollte nicht so explosiv hinterherjagen, da genau diese Spielchen extrem viele Körner kosten. So fuhr ich etwas konstanter die Lücke beinahe zu! Doch das Beinahe war genau das Problem, denn es folgte ein kurzer Singletrail und während Huber und Weber an Böhme vorbeizogen, liess nun dieser etwas „hängen“ und für mich gab’s kein Vorbeikommen. Nach dem Trail waren sie da, die 10 Sekunden, welche nun Huber & Weber voll ausnutzten und davon sprinteten. Leider verlor bei genau dieser Situation Nissen den Kontakt und somit war mein einziger „Verbündeter“ neben Weber keine Hilfe mehr. Ich musste also Alles alleine nachführen und an meinem Hinterrad klebten noch 3 andere BULLS Piloten, welche logischerweise keine Arbeit mehr verrichteten! Ich alleine gegen 2 vorne, keine Chance! Nicht Heute, nicht mit diesen Beinen!

Ich konnte es kaum fassen, dass ich das Rennen bereits nach der Hälfte der Distanz aus der Hand gegeben und keine Chance mehr hatte, um nochmals zurück zu kommen!

Zudem musste ich mit dem Schlimmsten rechnen, denn meine 3 Begleiter hätten mich solange im Wind zappeln lassen können, bis ich leer gewesen wäre und mich dann einfach stehen lassen können. Es wäre ein richtig weiter Weg bis ins Ziel gewesen!

Als uns dann 2 Minuten gemeldet wurden, nahm ich komplett raus und machte klar, dass ich die Verfolgung aufgab. Ich hatte einfach keine Lust mehr auf das heutige Rennen und war stinksauer und enttäuscht von meiner Vorstellung!
Nach den 2 genannten Minuten schaltete sich netterweise doch noch Böhme ein und half ein wenig mit. Irgendwann realisierte ich dann, dass Stiebjahn Probleme hatte und auch Frei taumelte. So verloren dann tatsächlich beide irgendwann den Anschluss und ab dem Zeitpunkt harmonierten Böhme und ich sehr gut, wobei dieser ein sehr starken Eindruck machte. Wir waren uns nämlich beide sicher, dass wir Weber nochmals einsammeln würden, sofern dieser den Kontakt mit Huber verlieren würde. Doch zuerst musste ich Böhme’s Hinterrad solange halten können!

Eingangs der letzten Schlaufe nach 90 km wurden uns 3.20 Min gemeldet und da gab ich innerlich auf. Ich litt bereits 3.5 Std wie ein …., doch irgendwie wollte ich diesen letzten Podestplatz doch noch, damit die Reise nicht umsonst war!

12 Km vor dem Ziel wurden uns 1.20 Min auf Weber und damit Rang 2 gemeldet und da war uns beiden klar, dass wir Weber nochmals einholen. Dieser kam uns dann sprichwörtlich schneller entgegen als wir ihm, denn bei ihm ging gar nichts mehr und wir passierten ihn schliesslich ohne jegliche Gegenwehr.

Nun hat sich das Leiden also bereits gelohnt, denn ein Podestplatz hatte ich auf sicher. Wir fuhren gemeinsam die verbleibenden Km bis ins Ziel, doch heute mischte ich mich gar nicht mehr in den Sprint ein. Ich konnte, wollte und war nach den 4.75 Rennstunden mental einfach nicht mehr in der Lage dazu. Dazu war es Böhmes letztes Mal als Profi in Willingen, da er Ende des Jahres zurück tritt. Rang 3 war am Ende zwar ein erneuter sehr schöner und grosser Erfolg, doch die Art und Weise wie ich heute fahren & leiden musste, nahm mir sämtliche Freude darüber!

Nach einer kalten Dusche und etwas zu Essen sah die Welt dann wieder etwas besser aus. Am Ende hat heute nämlich der Stärkste verdient gewonnen und das Team BULLS hat ihre Übermacht vollends ausgenutzt!

Schöne Nebensache ist auch, dass ich mit dem heutigen Resultat die Leaderposition der Rocky Mountain Bike Serie festigen konnte. Da steht nach Riva und Willingen anfangs September noch das Finale in Leogang an!

Nun befinde ich mich bereits wieder auf der langen Heimfahrt in die Schweiz, da werde ich mich die kommenden 2 Wochen auf den Saisonstart zur Schweizer Rennserie vorbereiten und evlt noch den EKZ Cup Wetzikon mit einbauen.

Danke an dieser Stelle meinem Papa, der die lange Reise mitgemacht und mich heute verpflegt hat!