Es war ein hartes Stück Arbeit, der Weg zum heutigen Podestplatz beim zur UCI World Series zählenden Bike Marathon im Deutschen Singen. Der Marathon zählt so langsam aber sicher zu den Klassikern im Frühjahr, denn das Rennen im Hegau war bereits zweimal Gastgeber der Marathon Europameisterschaften und letztes Jahr fand sogar die WM auf diesem Kurs statt! Da das Datum für die WM auf Mitte Juni verschoben wurde und am selben Tag das BergiBike stattfand, konnte ich nicht bei der WM starten, da ich sonst aus dem Rennen für die Gesamtwertung der Garmin Bike Classic geflogen wäre. Rückblickend hatte sich mein Entscheid ja ausbezahlt und ich hatte alles richtig gemacht und die Serie zu meinen Gunsten entschieden. 2016 war das Rennen eine Enttäuschung, da ich genau zu jenem Zeitpunkt am schlimmsten unter den Symptomen der verengten Beinarterie litt.
Heute freute ich mich also auf ein Comeback zum Rennen und ich wollte es endlich besser machen, als die Ausgaben zuvor. Die Strecke müsste mir (in guter Form) eigentlich sehr liegen, denn der unrhythmische Kurs mit den vielen kurzen z.T. sehr steilen Anstiege und unzähligen Richtungswechsel erfordern sehr viel Substanz und das Rennen ist schwierig um einzuteilen. Normalerweise zählt bei den Marathons mit den langen Anstiegen vor allem die Schwellenleistung und man kann die Sache mit dem Energiehaushalt besser kalkulieren. In Singen muss man einfach volle Kanne mitfahren und hoffen, dass es bis am Ende reicht! Es ist wie beim Auto… wenn man konstant 120 fährt, kommt man voraussichtlich weiter, als wenn man stets von 50 auf 200 beschleunigt und dann gleich wieder voll auf die Bremse tritt!
Da das Rennen zum UCI Kalender zählt, gab es zudem einige Punkte für die Weltrangliste im Marathon und so standen doch einige starke Fahrer an der Startlinie. Für mich war der Österreichische Meister Daniel Geismayer klarer Favorit, zumal er vor zwei Wochen das Rennen in Riva am Gardasee gewonnen hatte!
Ich reihte mich von Beginn weg ganz vorne ein, damit ich keine Abgänge verpassen würde. Dies gelang mir dann eigentlich sehr gut, doch im entscheidenden Moment fuhr ich etwas zu weit hinten in den längsten Anstieg des Tages und da zog dann eben genau Geismayer voll durch. Bis ich mich an den anderen vorbeigekämpft hatte, klaffte bereits eine Lücke von gut 20 Metern. Obwohl ich der Letzte war der mit dem Versuch, nochmals aufzuschliessen scheiterte, reichte es auch für mich nicht mehr. Mit diesem Anstieg nach gut 25 Km im Rennen zerriss es auch die gesamte Spitzengruppe und so fand ich mich mit 4 weiteren Fahrern alleine in der Verfolgergruppe. Doch da konnte ich nur auf die Hilfe von Matthias Alberti zählen, denn Kaufmann (Teamkollege von Geismayer) beteiligte sich logischerweise nicht an der Nachführarbeit und Weber & De Maar waren nicht in der Lage. So pendelte sich unser Rückstand bis zur ersten Zielpassage nach 51 Km bei knapp 50 Sekunden ein.
Leider musste ich danach einen kurzen Stopp einlegen, da sich mein Sattel verstellte und da brauchte ich dann ein paar Extrakörner, um wieder in die Gruppe zurück zu kommen. Als ich wieder da war, war der Rückstand plötzlich wesentlich grösser und somit hatte ich auch kein Interesse mehr, um mit letzter Konsequenz zu arbeiten und die anderen „gratis“ mit zu ziehen. Mir war auch klar, dass beim Zusammenschluss ziemlich sicher der nächste Konter aus der Centurion Mannschaft kommen würde und somit gab es realistischer Weise sowieso nur Rang 2 und diesen setzte ich mir zum Ziel!
Bei der zweiten Passage des längsten Anstieges war es dann Kaufmann, welcher eine Vorentscheidung suchte. Da Geismayer‘s Vorsprung genügend gross war, um bis ins Ziel durchzukommen, hatte er jetzt freie Fahrt! Doch den Doppelsieg für Centurion liess ich nicht so einfach zu und so klemmte ich mich an sein Hinterrad. Während Weber bereits vor dem Anstieg den Anschluss verlor, mussten auch Alberti & De Maar federn lassen und somit hatte ich einen Podestplatz schon beinahe auf sicher. Nun beteiligte ich mich natürlich auf den verbleibenden 25 Km auch wieder an der Führungsarbeit, denn schliesslich würde ich lieber 3ter und geschlagen als am Ende 4ter oder 5ter!
So kam es nach 102 Km und etwas über 3.5 Rennstunden wieder einmal zum Sprint und diesen konnte ich schlussendlich für mich entscheiden. Mit dem 2ten Rang war ich mehr als zufrieden, denn Geismayer hätte ich wohl kaum geschlagen, selbst wenn ich in der ersten Runde mit über den Berg gekommen wäre. Somit feierte ich meinen ersten Podestplatz in der Saison 2018!
Vielen Dank an dieser Stelle an meinem Vater für die Betreuung! Für mich geht es nun bereits am kommenden Donnerstag weiter nach Willingen ins Hochsauerland. Dort werde ich am nächsten Samstag beim Klassiker über 116 Km und 3‘200 Hm wohl wieder auf die normalen Charakteren der Marathons stossen! Die Siegerzeit übersteigt da auf jeden Fall die 5 Std. Grenze. 2015 war ich dort 2ter….. nun heisst es wohl, noch einen drauf zu legen!