Rennberichte

Rang 13 auf der 2. Etappe!

Was für eine Schlammschlacht! Ich muss schon sagen, heute Morgen war ich ziemlich genervt, als ich den Vorhang öffnete! Es hatte die ganze Nacht über stark geregnet und natürlich sollte das Wetter genau auf diese Woche wechseln. Die vergangenen Wochen war hier anscheinend schönstes Wetter und noch gestern hatte man in den Abfahrten kaum die Linie gesehen durch den ganzen Staub. Heute stellte ich mich also auf eine kräftezehrende Etappe ein. Das einzig Gute an heute war, dass es bei solchen Etappen stets viele Verschiebungen aufgrund von Materialproblemen gibt und ich in der Vergangenheit nie zu den „Verlierern“ gehörte bei solchen Bedingungen.

Da die Top 10 bei diesem Rennen zuletzt aufgerufen werden, hatte ich als 10ter eine gute Startposition. Diese war heute von Nöten, denn gestartet wurde wie bei einem Cross Country Rennen. Ich reihte mich hinter dem Gesamtleader und Favoriten auf den Gesamtsieg, Tiago Ferreira ein und obwohl ich im Windschatten fuhr, reichten 400 Watt kaum aus, um dran zu bleiben! Die ersten 20 Kilometer waren dann extrem hektisch und brauchten unglaublich viel Energie. Das coupierte Gelände, die vielen Schlammlöcher und die Positionskämpfe forderten volle Konzentration. Obwohl ich die ganze Zeit Anschlag war, wurde die Spitzengruppe einfach nie kleiner und nach jeder Welle wurde einfach Vollgas weiter gedrückt. Erst kurz vor der ersten Feedzone bei 25 Km gab es die ersten Lücken und während sich vorne gut 10 Mann absetzten, fand ich mich in der Verfolgergruppe mit 5 weiteren Fahrern wieder.

Endlich folgte ein längerer Anstieg auf einer schönen Kiesstrasse und gut 500 Höhenmeter, doch auch da war das Tempo dermassen hoch, dass ich beinahe Sterne sah! Boden gut machten wir natürlich nicht, denn vorne wurde ebenfalls eine Vorentscheidung gesucht. Im weiteren Rennverlauf wurden dann unzählige Male Positionen verschoben. Mal kamen welche weg von der Gruppe, dann holten wir sie wieder ein oder es schlossen noch welche zu uns auf. Ich verhielt mich taktisch gut, indem ich einfach meinen Rhythmus fuhr und in den Abfahrten immer wieder Boden gut machte. Der letzte lange Anstieg war dann extrem steil und die Abfahrt danach technisch anspruchsvoll. Während ich mich mit dem Italiener Ferrera von der ursprünglichen Gruppe mit Kaufmann und drei Spanier absetzte, schossen kurz vor der Kuppe drei davor nie gesehene Fahrer an uns vorbei. Der Italiener Porro war der Einzige, den ich kannte und ich versuchte die Gruppe im anschliessenden Downhill zu halten.

Dieser war dann einfach nur kriminell und ich war absolut Anschlag. Doch ich wusste, dass die letzten 8 Km bis auf ein paar kurze Wellen flach ins Ziel führten und ich um jeden Preis die Gruppe halten musste. So kam es, dass wir noch den Tschechen Vitznovsky einholten. Doch dieser zog dann diese kurzen Wellen dermassen drüber, dass es meine 3 Begleiter aus dem Windschatten schraubte!! Zum Glück liegt genau darin meine Stärke und die Form ist überraschend gut, dass ich bereits jetzt diese Spitzenbelastungen fahren kann. So erreichte ich mit dem Tschechen und einem Italiener auf Rang 13 das Ziel, gerade einmal 3 Minuten hinter dem Sieger. Dieser musste sich nach über 3 Stunden erneut im Sprint einer 5er Gruppe durchsetzen. Das Niveau ist wirklich unglaublich und eine solche Leistungsdichte habe ich bislang nur bei der WM oder EM gesehen, nicht einmal beim Cape Epic!

Obwohl ich auch heute eigentlich die ganze Zeit am Anschlag war und ziemlich leiden musste, machte es doch noch Spass und ich freue mich extrem über die gute Form! Ich hatte mich darauf eingestellt, dass ich hier ziemlich auf den Deckel bekomme und das Rennen einfach als Training nehme. Doch nun liege ich tatsächlich in den Top 10 in einem Weltklassefeld!

Leider soll das Wetter Morgen so schlecht werden, dass die Etappe rund 30 Km gekürzt wurde! Somit stehen nur noch 60 Km auf dem Programm. Doch in diesem Schlamm und Morast reichen auch 60 Km, um für viele Überraschungen zu sorgen!

Dafür bleibt uns ein wenig mehr Zeit, um alles zu erledigen! Heute war es nämlich etwas zu viel. Nach dem Rennen mussten wir noch 1 Std. Autofahren, ehe wir beim neuen Etappenort waren. Dazu mussten wir die Bikes provisorisch an der Tankstelle waschen, ehe wir im Hotel nochmals 1 Std. am putzen waren. Dann kam natürlich noch der ganze Rest, der voll Dreck war und jetzt noch der Bericht…… langweilig wird mir also in dieser Woche bestimmt nicht!
FullGaz!