Rennberichte

Südafrika, Namibia, 94.7 & La Reunion!

Kapstadt, Windhoek (Namibia), Johannesburg, La Reunion

Die Stationen der letzten 4 Wochen hätten unterschiedlicher kaum sein können! Von dem mitterweilen überfüllten Kapstadt reiste ich direkt am Dienstag nach W2W mit dem Auto nach Windhoek. Die 1’500 Km (13 Std.) lange Autofahrt kenne ich bereits auswendig, doch jedes Mal fasziniert mich dieses endlose Nichts! Keine Menschen, fast keine Vegetation. Die ersten Tage in Windhoek verbrachte ich dann leider fast ausschliesslich im Bett, da mich eine sehr starke Erkältung komplett ausser Gefecht setzte! Dies war nicht allzu schlimm, denn ich hatte nach W2W auch nicht das grosse „Reissen“, um viel zu trainieren. Das freie Weekend verbrachten wir dann bei einem Familientreffen von Vera’s Verwandten auf einer Farm, 170 Km ausserhalb von Windhoek ganz weit weg von jeglicher Zivilisation. Geschlafen hatten wir im Zelt und tagsüber fuhren wir auf dem Pickup sitzend auf der Farm herum und genossen den Sonnenuntergang auf einem kleinen Hügel.

Nach einem erholsamen Wochenende startete ich dann wieder ins Training und konnte noch 4 Tage richtig gut in Windhoek trainieren, ehe wir am Freitag vor 2 Wochen (2 Wochen nach W2W) nach Johannesburg flogen. Diesmal hatten wir das Rennrad im Gepäck, denn für Vera stellte das 94.7 Strassenrennen das letzte grosse Highlight der Saison dar. Beim Zweitgrössten Rennen der Welt starten jeweils über 20’000 Teilnehmer!! Und nach letztem Jahr gab es auch dieses Jahr für die Frauen ein eigenes UCI 1.1 Rennen. Neben vielen Punkten für die Weltrangliste gibt es vor allem für die Fahrer aus Afrika einmal die Gelegenheit, sich gegen ein paar Grössen aus Europa zu messen. Mit Rang 7 verpasste Vera leider das angestrebte Podium, doch es war dennoch eine super Leistung!

Ich startete am Sonntagmorgen um 5.30 Uhr!! ohne Ambitionen ins Rennen, denn auf der Strasse fehlt mir erstens die Erfahrung und zweitens hatte ich kein Team im Rücken. Trotzdem schaffte ich es bereits nach wenigen Kilometern in die erste Fluchtgruppe. Zu fünft entwischten wir dem Feld und so wurde es bereits von Beginn weg ziemlich hart für mich. Unser Vorsprung betrug maximal 1.30 Minuten, ehe wir nach 25 Km an der Spitze wieder gestellt wurden. Die zweite Fluchtgruppe verpasste ich dann leider und im hügeligen Finale des 94 Km langen Rennens fehlte mir am Ende die Kraft, die ich zu Beginn verpufft hatte und ich verpasste die top10 mit Rang 12 leider nur knapp. Trotzdem war es nicht schlecht (aus 20’000 Teilnehmer) und ich hatte sehr viel weniger Risiko am Anfang in der Spitzengruppe.

Nach dem Rennen hiess es für uns dann sofort Taschen packen, kurz zur Preisverteilung und dann sofort zum Flughafen, damit wir unseren Flieger nach La Reunion nicht verpassten! Von der Steppe und dem Nichts ging die Reise also via der grossen und gefährlichen Drehscheibe eines Kontinents (Johannesburg) auf eine kleine Insel im Indischen Ozean. 700 Km östlich von Madagaskar, weit draussen im Meer liegt mit La Reunion der südlichste Punkt Europas! Die Insel gehört zu Frankreich und ist tropisch grün!

Von der Steppe reisten wir also in den „Tschungel“, denn die Luftfeuchtigkeit beträgt 60-70%, die Temperaturen zwischen 30-40 Grad und an keinem Ort auf der Welt fällt innerhalb einer gewissen Zeit mehr Regen als auf Reunion! Obwohl die Insel gerade mal 60-75 km Durchmesser aufweist (220 km Küstenlänge), ragen die höchsten Vulkanberge bis 3’070 Meter aus dem Meer!

Abends um 21 Uhr erreichten wir schliesslich nach einem super langen Tag unsere erste Unterkunft!

Die vergangenen 14 Tage reisten wir mit 7 Destinationen einmal um und zur Mitte der Insel. Während Vera auf das Radtraining verzichtete, nahm ich mein altes Rennrad mit. Zwar trainierte ich nur sehr wenig, dafür umso intensiver. Die Anstiege sind super schön und es gibt viele Trainingsmöglichkeiten. Das Highlight war sicher der lange Anstieg hinauf zum #Pito Maido. Dabei bewältigte ich in 1.53 Std. rund 2’170 Höhenmeter am Stück!

Da wir stets die Unterkünfte wechselten, blieb uns viel Zeit zum Erkunden. Leider darf man praktisch an keinem Ort der Insel im Meer baden. Da es nirgendswo auf der Welt mehr Haiangriffe gab, wurde das Baden riguros untersagt! Dafür gibt es unzählige Wanderungen, von welchen wir deren 3 unternommen hatten. Neben dem noch aktiven Vulkan Piton de la Fournais (2’600 M.ü.M.), bestiegen wir auch den Piton de la Neige, welcher mit 3’070 M.ü.M. den Gipfel der Insel markiert!

Durch die hohe Luftfeuchtigkeit bilden sich täglich bereits früh am Morgen (9 Uhr) dicke Quellwolken rund um die Berge und nur der Küstenabschnitt bleibt sonnig. Damit man die volle Aussicht geniessen kann, muss man demnach früh unterwegs sein. Für die Wanderungen standen wir jeweils vor 4 Uhr auf! Damit wir vom höchsten Gipfel gar noch den Sonnenaufgang sehen konnten, starteten wir an diesem Tag bereits um 2.30 Uhr und stiegen um 3 Uhr Nachts in der Finsternis mit einer kleinen Stirnlampe den Berg hoch. Nach 3 Std. und 1’600 Hm am Stück standen wir dann tatsächlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel! Beim Abstieg war ich dann ziemlich froh darüber, dass wir im Dunkeln los gelaufen sind. Denn hätte ich den Weg vor mir gesehen, dann hätte ich bestimmt umgedreht! Ich bleibe halt doch lieber beim Fahrradfahren!

Nun geniessen wir bereits unseren letzten Tag am Strand, bevor es Morgen Sonntag zurück nach Windhoek geht!

Da steht für mich das letzte grosse Highlight in diesem Jahr bevor! Bereits am kommenden Freitag starte ich zum 3ten Mal beim Desert Dash als Solofahrer! Nach meinen 2 Siegen der Vorjahre strebe ich den Hattrick und Sieg Nr.3 an. Es wäre das perfekte Ende einer unglaublichen Saison 2017!

Gestartet wird am Freitagnachmittag um 15 Uhr bei 40 Grad in Windhoek! Wie immer wartet der Zielstrich 370 Km nach der Durchquerung der Namib-Wüste in Swakopmund an der Westküste Afrikas auf mich! Der nächste ultimative Rennbericht ist somit vorprogrammiert!

FullGaz