Zum bereits dritten Mal in Folge konnte ich nach 370 Km und exakt 14 Stunden im Sattel als Sieger in Swakopmund einfahren! Auch wenn ich im Vorfeld als Favorit gehandelt wurde, war ich mir diesmal meiner Sache alles andere als sicher, denn durch dem Urlaub auf La Reunion hatte ich mein Training nicht ganz so durchgezogen wie sonst und dazu war die Konkurrenz diesmal ebenfalls etwas schwerer einzuschätzen, als bei meinen beiden Siegen der Vorjahre!
Um mir die nötige Zuversicht und Selbstvertrauen zu tanken, trainierte ich einen Tag nach meiner Rückkehr aus La Reunion gleich am Montag & Dienstag zweimal 5 Stunden. „Tapering“ sieht sicher anders aus, doch dafür stimmte ich meinen Körper auf die extreme Belastung ein und die Anspannung stieg bis Freitag beinahe stündlich! Der Freitagmorgen war dann kaum auszuhalten, denn ich war ehrlich gesagt noch selten dermassen nervös und angespannt vor einem Rennen! Einerseits war es einfach die Tatsache, dass ich als Favorit gewisse (persönliche) Erwartungen erfüllen wollte und alles andere als ein weiterer Sieg für mich eine Enttäuschung gewesen wäre und andrerseits stand mit Max Knox einer der Weltbesten Marathonfahrer aus Südafrika am Start. Max hatte zwar in den Vorjahren einmal das Rennen bei den Zweierteams gewonnen, doch die Erfahrung um 370Km durchzuziehen fehlte ihm. Als Gesamtvierter beim diesjährigen Cape Epic und Seriensieger der grössten Südafrikanischen Marathonserie schien er für mich trotzdem eine harte Nuss zum Knacken. Mit Dan Craven stand zudem Namibia’s Radsportgrösse ebenfalls am Start, doch ihn konnte ich aufgrund seiner diesjährigen Resultate nicht wirklich einschätzen.
Um 15 Uhr wurde ich dann am Freitagnachmittag endlich von der Anspannung gelöst, als ich mit 1‘000 anderen „Verrückten“ in der Tiefgarage des gigantischen „Grove“ Shoppingcenters in Windhoek auf die Strecke geschickt wurde! Die Temperaturen waren wie immer +35 Grad und nach einer kurzen Neutralisation wurde das Rennen dann hinauf zum Kupferberg so richtig lanciert. Beim Desert Dash müssen ja alle Fahrer der 4er & 2er Teams gemeinsam die ersten 30 Km bis zum ersten Checkpoint absolvieren und genau dies macht das Rennen spannend. Denn so spielt die Taktik von Beginn weg eine grosse Rolle und ich als Solofahrer, wollte mich natürlich möglichst kraftsparend hintendran hängen. Das Feld wurde relativ schnell aufgesplittert und als wir dann schliesslich nach etwas mehr als 1 Rennstunde den Kupferbergpass erreichten, waren nur noch ein 4er & ein 2er Team sowie Max Knox & Dan Craven bei mir. Nach dem Checkpoint fahren jeweils nur noch ein Fahrer der 2er und ein Fahrer des 4er Teams weiter und so schrumpfte die Spitzengruppe auf 5 Fahrer.
Bis zum nächsten Checkpoint waren es nun 70 Km und diesmal kam der Wind zum Glück von Hinten & nicht wie die Vorjahre von Vorne! So kamen wir relativ gut voran und vor allem Knox machte mir einen sehr starken Eindruck. Durch die Hitze und das hohe Tempo hatte ich bereits früh erste Magenprobleme und so konnte ich mich nicht richtig verpflegen. Dazu verlor ich auch noch eine Flasche und so wurde meine Taktik etwas über den Haufen geworfen. Nach gut 50 Km stiessen dann nochmals ein 2er und ein 4er Team zu uns und so waren wir dann plötzlich zu siebt.
Nach 80 Km folgte die einzige Abfahrt des Tages, bei welcher es knapp 10 Minuten volle Kanne den Uispass hinunter geht. Dann folgt wie gesagt bei Km 100 der nächste Wechsel. Im neuen Format dürfen die 2er Teams erst nach 180 Km wechseln und bei den 4er Teams kommen alle 70 Km frische Fahrer zum Einsatz. Trotzdem waren nach dem Wechsel nur noch Craven & Knox bei mir und da die folgenden 80 Km bis zur Rennhälfte durch das stetige Auf & Ab die härtesten sind, wollte ich die Karten auch gleich beim ersten längeren Anstieg auf den Tisch legen. Ich fühlte mich sehr gut und bereits nach wenigen Minuten verlor Craven den Anschluss und so war ich wie schon im Vorjahr nur noch mit einem weiteren Solofahrer an der Spitze. Damals war es der Deutsche Andres Seewald und nun hing eben dieser Max Knox an meinem Hinterrad.
Zu unserem grossen Ärger hat nun der Wind gedreht und wir fuhren vollends in den Gegenwind. Das einzig schöne an der Rennsituation war die Tatsache, dass wir nun um kurz vor 20 Uhr in den Sonnenuntergang fuhren, kurz vor dem Eintritt in die Namib-Wüste! Diese Landschaft und Stimmung ist schlicht atemberaubend! Doch so schön die Landschaft und der sich über uns ersichtliche Sternenhimmel auch war, die aktuelle Rennsituation gefiel mir ganz & gar nicht. Denn wie sollen wir zu zweit noch 240 Km bewältigen?! Nach einer Weile waren wir uns einig und brachen die Übung ab und nahmen Tempo raus. Damit schlossen der vorher abgefallene Fahrer des 2er Teams sowie der frische Fahrer des 4er Teams wieder zu uns auf. Doch letzterer verlor abermals den Anschluss und so erreichten wir zu Dritt den nächsten Checkpoint nach 180 Km.
Hier durfte ich das erste Mal Betreuung von aussen in Anspruch nehmen und da warteten meine Freundin & mein Vater auf mich in der Dunkelheit! Der Wechsel musste nun schnell gehen, denn ich wollte den Anschluss an das 2er Team nicht verlieren. Leider schaffte ich das nicht und der frische Fahrer sprintete in die Dunkelheit der Nach davon. Zum Glück kam kurz nach uns das vorher abgehängte 4er Team und während Knox sich beim Wechsel Zeit liess (er war offensichtlich auch kaputt), hängte ich mich an das Hinterrad des frischen 4er Team Fahrers. Die nächsten 2 Etappen von 180 bis 250 & 250 bis 325 Km waren nun praktisch flach, doch die teilweise tiefen Schotterstrassen mit unzähligem Wellblech sind auch so sehr anstrengend zu fahren, der Windschatten spielt hier also eine entscheidende Rolle!
Mein frisch eingewechselter 4er Teamfahrer hatte ein gutes Tempo und so holten wir den Fahrer des 2er Teams nach gut 10 Km wieder ein. Nun war ich mehr als zufrieden, denn während ich mich im Windschatten mitziehen liess, war Knox auf sich alleine gestellt und ich wusste, dass falls ich das Tempo durchziehen könnte, ich meinen Sieg auf sicher hätte. Der nächste Wechsel nach 250 Km musste einfach super schnell gehen, damit ich den Anschluss nicht verlieren würde. Genauso kam es dann, denn das 4er Team konnte ihren nächsten frischen Fahrer los schicken und da verpasste der Fahrer des 2er Team den Anschluss, da er wie ich seine Flaschen wechseln musste. Ich schnappte mir von meinen Betreuern den neuen Verpflegungsbeutel und die Flaschen und danach musste ich mit letztem Einsatz die entstandene Lücke schliessen. Da hatte ich ihn dann, den alles entscheidenden Windschatten und so flogen wir zu zweit durch die Dunkelheit!
Nach 325 Km folgte der letzte Checkpoint und da warteten die 3 Teamkollegen auf meinen Begleiter, da die letzten 45 Km wieder alle Mitglieder der Teams gemeinsam bewältigen müssen. Es war Mittlerweilen 3 Uhr Nachts und die Müdigkeit hatte mich eingeholt. Zudem bereitete mir meinen Magen mehr Probleme als die Beine und ich war die gesamte Zeit dem Erbrechen nahe und konnte nichts mehr essen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, denn die ersten 25 Km der letzten Etappe führen durch die Sanddünen und der tiefe Untergrund verlangt einem nochmals alles ab! Erstaunlicherweise drehten & drehten die Beine wie von alleine und so hielt ich auch die letzten Kilometer bis ins Ziel die Hinterräder meiner 4 Begleiter und feierte somit um 5 Uhr morgens am Strand von Swakopmund am Ende einen ziemlich deutlichen Sieg!
Einmal mehr hatte ich alles richtig gemacht. Meine Erfahrung vollends ausgenutzt und in jeder Situation die korrekte Entscheidung getroffen! Dass mein Körper die Strapazen beinahe mühelos (ausser dem Magen) weg steckte, ist einfach nur genial und der „Konnymotor“ und vor allem mein Kopf haben einmal mehr gezeigt, wie stark er wirklich sein kann. Dass in diesem Jahr nicht nur meine Freundin und ihre Eltern, sondern auch noch mein Vater im Ziel auf mich warteten, fand ich umso schöner!
Es ist der Abschluss eines für mich schlicht perfekten Jahres und ich kann nun mit einem grossen Sieg in die wohlverdiente Pause gehen! Die meisten meiner Rennfahrerkollegen haben diese bereits hinter sich und sammeln schon wieder die ersten Kilometer in Trainingslagern. Ich werde mir nun knapp 4 Wochen Pause gönnen und erst am 5ten Januar mit dem Neuaufbau für 2018 beginnen! Da ich mir neue Ziele als die letzten 3 Jahre gesteckt habe und meine ersten grossen Rennen erst im April sein werden, habe ich somit genügend Zeit für den Neuaufbau. Die kommenden 12 Tage werde ich meinem Vater die Schönheiten von Namibia’s Süden zeigen, ehe meine Mutter nachreist und wir mit Vera’s Eltern auch noch in den Norden reisen.
Ein ganz grosses Dankeschön an dieser Stelle natürlich meinen Betreuern, (Vera, meinem Vater & Vera’s Eltern)! Eine solche Leistung und Erfolg ist nur möglich, wenn man sich perfekt darauf vorbereiten und am Ende auch dementsprechend betreut wird! Dazu kommt, dass ich mich 100% auf mein Material verlassen kann! Das BiXS Pace Team Edition hat einmal mehr einen perfekten Job gemacht!
Mit dem Sieg an der Salzkammergut und dem Desert Dash habe ich somit dieses Jahr zwei Ultrarennen gewonnen. Mal sehen, welche Herausforderungen 2018 auf mich warten!