Rennberichte

Sieg beim Iron Bike race & Gesamtsieg der Garmin Bike Classic!

Garmin Bike Marathon Classics Finale am Iron Bike Race, am Sonntag, 24. September 2017 in Einsiedeln.
Foto Martin Platter
Garmin Bike Marathon Classics Finale am Iron Bike Race, am Sonntag, 24. September 2017 in Einsiedeln.
Foto Martin Platter

Was für ein Tag, was für eine Saison! Tagessieg beim Saisonschluss, dem Iron Bike Race in Einsiedeln & Gesamtsieg der Garmin Bike Classic! (der Krimi von Einsiedeln, eine längere Story, haha)

Ich sitze nun noch immer völlig fassungslos am Computer, denn den Ausgang des Rennens hatte ich mir nicht erst zu träumen gewagt! Die Vorzeichen zum Rennen über 101 Km & 3‘600 Hm standen alles andere als gut, denn ich erholte mich nur sehr schlecht vom SwissEpic und dazu lag ich auf Rang 4 in der Gesamtwertung der Serie. Die Motivation war, naja…. nicht gerade atemberaubend als ich heute Morgen am Start stand und so setzte ich mir auch nicht wirklich ein Ziel. Die Besetzung war mit dem Weltmeister Lakata & dem Deutschen Spitzenfahrer Kaufmann dazu extrem gut und selbst für die Top3 in der Endabrechnung brauchte es einen gewaltigen Exploit!

Ich startete für meine Verhältnisse verhalten in den ersten kurzen Anstieg und reihte mich etwas weiter hinten ein. Da merkte ich ziemlich rasch, dass alle mit viel Respekt voreinander ins Rennen stiegen und so war das Tempo zu Beginn nicht wirklich hoch. Die Favoriten für den Tagessieg schienen mit Lakata & Kaufmann vergeben und dahinter gab es aus Schweizer Sicht noch 4 Fahrer, welche die Serie noch gewinnen konnten. Ich hatte dabei die schlechtesten Karten und somit auch am wenigsten zu verlieren, da ich im schlimmsten Fall 4ter geblieben wäre. So fasste ich mich bereits kurz vor der ersten Abfahrt ans Herz und schoss als erster zurück Richtung Sihlsee.

Obwohl es bereits ein paar Abstände gab, füllte es beim zweiten Anstieg die Spitzengruppe wieder auf. Auch die zweite Abfahrt fuhr ich wieder von der Spitze aus, denn irgendwie brauchte ich meinen nervösen Fahrstil um so richtig in Fahrt zu kommen und durch das Adrenalin bei der Sache zu sein! Das coupierte Profil des Iron Bike Race macht das Rennen richtig schwer, da die Anstiege nie sehr lange sind und durch die Intensität doch sehr kräftezehrend. Umso wichtiger deshalb, dass man gerade bei einer grösseren Spitzengruppe in den vordersten Positionen in die Abfahrten geht, um danach möglichst keine Lücken schliessen zu müssen!

Dies gelang mir auch beim dritten Anstieg perfekt und so stach ich nach den steilen Rampen im obersten Abschnitt der Sattelegge abermals von der Spitze in die Abfahrt. Doch diesmal schossen nicht nur meine beiden Teamkollegen Stauffer & Zurbrügg an mir vorbei, sondern auch noch Stutzmann. Ich hatte heute auf volles Risiko gesetzt und trotz den nassen Verhältnissen hinten & vorne den Thunder Birt montiert (praktisch ein Slik ohne Profil)! Logischerweise hatte ich auf den nassen Holzschwellen und im losen Schotter praktisch keine Kontrolle und so verlor ich etwas Zeit, bis wir Euthal erreichten. Zum Verschnaufen blieb keine Zeit, denn es folgte auch gleich der nächste Anstieg hinauf zur Wisstannen. Ich suchte meinen Rhythmus und schloss langsam die Lücke zu meinen Teamkollegen. Hinter uns folgte die Gruppe mit Lakata & Kaufmann mit gut 1 Minute Rückstand und damit das Tempo nicht zusammen brach, zog ich auch gleich vorbei und fuhr die Abfahrt erneut von der Spitze aus.

Nach dem vierten Anstieg kam sie dann endlich, die ersehnte „Verschnaufpause“! Denn für die nächsten 10 Km war es für einmal flach und so blieb etwas Zeit, um sich zu verpflegen und neuen Mut für‘s Finale zu schaffen! Dies war dann auch zwingend nötig, denn die Spitzengruppe füllte sich wieder auf bis 10 Fahrer auf und dies zeigte deutlich die Qualität des heutigen Rennens bei den Profis!

Es folgte mein „Angst-Anstieg“ hinauf zum Spirrstock (800 Hm am Stück)! Denn obwohl ich es bei allen Starts bisher geschafft habe, mit der Spitze in den Berg zu fahren, „explodierte“ ich jedes Mal bereits zu Beginn der Steigung und es begann der einsame Leidensweg bis ins Ziel! Heute schien es zu Beginn eine Art „copy-paste“ zu werden, denn Lakata trat das erste Mal in Erscheinung und machte mächtig Dampf. Doch obwohl ich am Anfang etwas Mühe hatte, fand ich mich plötzlich neben dem Weltmeister an der Spitze wieder. Doch da Stauffer den Anschluss verloren hatte, überliess ich erst einmal Lakata und später Stutzmann die Tempoarbeit in der Hoffnung, dass Stauffer nochmals zurückkommen würde. Nach der steilen Tragepassage beim Adlerhorst war die Lücke dann jedoch endgültig da und ich befand mich mit Stutzmann, Lakata & Kaufmann alleine an der Spitze! Ich traute meinen Beinen nicht, denn sie drehten und drehten und ich glaubte immer mehr daran, mit Stutzmann über den Berg zu kommen und mir somit den 3ten Gesamtrang zu sichern!

Es kam noch besser, denn obwohl sich Kaufmann den Bergpreis holte, stach ich gleich an ihm vorbei und somit hatte ich auch in der zweitletzten Abfahrt volle Kontrolle von der Spitze aus! Der ruppige Alpweg bis zur Ybergeregg fordert volle Konzentration und vor allem mit meiner Reifenwahl war ich oftmals ziemlich am Limit! Kurz vor der Ybergeregg hatte dann Stutzmann einen Reifendefekt und obwohl er auch gleich ein Rad wechseln konnte, verlor er den Anschluss. Nun gab es für mich nur noch Eines, ALLES oder NICHTS! So bretterte und rannte ich den verblockten Wanderweg bei der Holzegg hinunter was das Zeug hielt und unten angekommen hatte auch Kaufmann den Kontakt verloren! Somit war tatsächlich nur noch der Weltmeister an meinem Hinterrad und wenn ich richtig rechnete, lag nun auch noch der Gesamtsieg drin!

Ich versuchte ruhig & konzentriert zu bleiben, denn es folgten nochmals zwei kurze Anstiege. Den ersten fuhr ich von vorne und auch das kurze Flachstück dazwischen. Dann übernahm Lakata beim letzten Berg und nun war ich dann ziemlich am Limit doch ich schaffte es, sein Hinterrad zu halten und so kamen wir gemeinsam auf die Zielgerade auf dem Klosterplatz von Einsiedeln! Dies war für mich eine Premiere und eine grosse Ehre, denn soweit hatte ich es mit dem 3-fachen Weltmeister noch nie geschafft! Lakata ist mittlerweile nicht nur eine Legende, sondern auch ein Vorzeigeathlet für unsere Sportart und trotz des grossen Respekts vor ihm, wollte ich unbedingt gewinnen. So hämmerte ich nochmals die letzten Watt die ich hatte in die Pedale, in der Hoffnung, dass es am Ende reichen würde. Ein Blick zurück kurz vor der Ziellinie, die Bestätigung und dann die Erlösung! Lakata schien mit Rang 2 zufrieden und drückte wohl nicht mehr voll drauf, womit ich mir tatsächlich den Tagessieg und noch besser den Gesamtsieg der Serie sichern konnte!

Damit überschlug ich nochmals die gesamte Gesamtwertung, denn einzig Stutzmann blieb auf Rang 2, wobei Stauffer auf Rang 3 und Chenaux auf Rang 4 abrutschten! Ich hatte vor dem heutigen Rennen nichts zu verlieren und während dem Rennen viel für den Sieg getan. Das Glück erzwungen und am Ende war ich (bis auf Stutzmann) der konstanteste Fahrer der Serie. Mit einem 3ten, drei 4ten und einem Sieg war ich nie schlechter als 4ter, hatte keinen Ausrutscher nach Hinten und war die ganze Saison auf konstant hohem Niveau! Am meisten stolz macht mich persönlich, dass ich nun endlich den Durchbruch an die Spitze geschafft habe, alleine, ohne Coach, ohne Watttraining sondern mit viel Durchhaltewillen und harter Arbeit!

Danke an allen, die mich auf meinem Weg unterstützen, die Saison 2017 hätte wohl kaum besser enden können!

Nun werde ich vorerst keine Wettkämpfe mehr bestreiten, denn ich brauche vor allem mental etwas Abstand! In einer Woche reise ich für ein paar Tage in die Toscana, wo ich mit den mtbeer Bikeferien und BiXS & WHEELER Testcenter ein paar coole Tage auf den Trails rund um Massa Marittima geniessen werde. Danach geht es bereits in 2 Wochen zurück an die Wärme nach Stellenbosch (Südafrika)!

Stay tuned!

Garmin Bike Marathon Classics Finale am Iron Bike Race, am Sonntag, 24. September 2017 in Einsiedeln.
Foto Martin Platter
Garmin Bike Marathon Classics Finale am Iron Bike Race, am Sonntag, 24. September 2017 in Einsiedeln.
Foto Martin Platter
Garmin Bike Marathon Classics Finale am Iron Bike Race, am Sonntag, 24. September 2017 in Einsiedeln.
Foto Martin Platter