Rennberichte

Verkorkster Grand Raid! Rang 7…..

Die berüchtigte Tragepassage hinauf zum Pas de Lona folgt  nach bereits 5.5 Rennstunden in den Beinen!

127 Km, 5025 Höhenmeter! Als wären die Eckdaten nicht schon schwer genug, hatte ich heute einmal mehr mit zusätzlichen Problemen zu kämpfen, was mich am Ende um mein angestrebtes Ziel brachte. Erneut bereitet mir mein bereits operiertes rechtes Bein massive Schwierigkeiten!

Jeder normale Mensch würde mit solchen Schmerzen schon lange das Handtuch werfen, doch da ich mir dies seit den 2 Jahren vor der Operation gewohnt bin, drückte ich auch gestern bis zum Ende  durch. Dass ich jedoch jemals mit Tränen in den Augen vor Schmerzen Fahrrad gefahren bin, an das kann ich mich nicht erinnern!

Angefangen hatte alles bestens und ich fühlte mich super, als ich um 7 Uhr an der Startlinie in Verbier stand. Neben mir standen unzählige hochkarätige Fahrer aus der absoluten Weltspitze und in diesem Feld wäre ein Platz unter den besten 10 schon sehr gut gewesen! Mein Ziel waren allerdings die Top5 und ich war bereit, am heutigen Tag zu leiden und über mich hinaus zu wachsen! Unter dem Tempodiktat von Favorit Huber überquerte ich mit der gut 15 Mann starken Spitzengruppe problemlos den ersten Anstieg. In den weiteren kurzen Anstiegen bis nach Nendaz reihte ich mich stets in den vordersten Positionen ein und die Abfahrten konnte ich sogar meistens von der Spitze aus fahren, damit ich dem Yoyo-Effekt etwas aus dem Weg gehen konnte. Das erste Mal richtig hart wurde es dann in einem Singletrail- Anstieg nach Nendaz, denn da war es der Italiener Ragnoli, welcher die Konkurrenz das erste Mal testete! Nach der Abfahrt hinunter nach Hérémence füllte es die Spitzengruppe jedoch wieder auf und so umfasste die Gruppe beim Anstieg zum Mandelon nach 3 Rennstunden noch immer 12 Fahrer, was die Qualität des Rennens deutlich machte!

Für mich begann leider ab da der grosse Leidensweg! Bereits seit längerem habe ich nach Höchstbelastungen wieder ein Brennen und Ziehen in der rechten Wade. Dies war bislang meistens auszuhalten und brachte mich auch nicht allzu sehr um die Leistungsfähigkeit, da der Hauptmuskel am Oberschenkel nicht belastet wurde. Doch bereits letzte Woche hatte ich beim Eiger Bike am Ende neu auch extreme Schmerzen in der Oberschenkelmuskulatur. Dies verunsicherte mich schon da und ich brauchte bis Mitte letzter Woche, um die Muskulatur wieder zu lockern. Dazu kamen auch Knieschmerzen und so versuchte ich einmal mehr bei meinem Chiropraktiker mein Glück. Wir fanden dann relativ einfach eine Verklemmung und mit ein paar richtigen Handgriffen des Spezialisten schien das Problem gelöst. Die Knieschmerzen waren tatsächlich weg und beim Einfahren am Freitag hatte ich keine Beschwerden mehr.

Nun sah es beim Rennen dann leider ganz anders aus. Doch es waren keine Knieschmerzen, die sich immer mehr bemerkbar machten, sondern zuerst die Wade und dann der innere Oberschenkel, welcher komplett zu machte. Ich versuchte, immer wieder einmal das Bein zu strecken oder aus der Pedale zu steigen, damit ich etwas anders Druck geben konnte. Leider war ich dadurch praktisch nur noch mit mir selber beschäftigt, als mit dem Rennverlauf und so kam es, dass ich kurz vor dem Gipfel beim Mandelon die Spitze ziehen lassen musste. Ich fand mich auf den Rängen 8-10 wieder, als es durch den morastigen und durch den Regen aufgeweichten Alpwanderweg entlang der Bergkette des Mandelon‘s ging. Es folgten die Abfahrt nach Evolène und anschliessend der letzte lange Anstieg hinauf zum berüchtigten Pas de Lona. Ich befand mich zu jenem Zeitpunkt mit Teamkollege Zurbrügg, Chenaux & Rapillard nicht allzu weit hinter der Spitze auf den Rängen 6-9 und kurz vor uns war auch noch Rang 5 zu sehen (Huber fiel aus der Entscheidung und Mensi erlitt ebenfalls Defekt). Doch obwohl es mir gut ging, konnte ich nicht mehr richtig treten, da mein Bein so sehr schmerzte. Bis auf Zurbrügg musste ich alle ziehen lassen, da die Schmerzen immer stärker wurden, je mehr ich drückte! Der coupierte Streckenabschnitt mit den steilen Anstiegen nach Eison war dann alles andere als förderlich und so verlor ich weiter an Boden nach vorne! Erst als es wieder auf die Kiesstrasse ging, konnte ich etwas gleichmässiger treten und so fuhr ich bis zur letzten Alp vor der Tragepassage wieder zu Rapillard auf. Eigentlich hätte ich nun meine Stärke beim Laufen ausspielen können, doch da ich durch die abgedrückte Wade nicht mehr abstossen konnte, musste ich weiter durch die Hölle. Auf Rang 7 erreichte ich schliesslich den höchsten Punkt und auch in der letzten sehr technischen  Abfahrt gab es keine Verschiebungen mehr und ich blieb auf meinem 7ten Rang sitzen. Der Rang an sich wäre eigentlich nicht allzu schlecht, doch es ist einmal mehr nicht das, was ich erreichen könnte!

Einmal mehr stehe ich vor einem Scherbenhaufen mit unzähligen offenen Fragen. Eigentlich bin ich nur ein Junge, der gerne Rad fährt… aber unter solchen Umständen macht es absolut keinen Spass mehr und irgendwann muss man sich auch Fragen, ob so etwas noch gesund ist! Statt mich nun auf die bevorstehende Schweizermeisterschaft vorzubereiten, welche bereits am kommenden Samstag im Rahmen des Nationalpark Bike Marathons ausgetragen wird, werde ich einmal mehr viel Energie und Zeit dazu investieren müssen, damit ich das Problem herausfinden und anschliessend beheben kann!

Es raubt im Moment extrem viel Substanz und stellt mich vor einige schwerwiegende Entscheidungen. Mal sehen was die kommenden Tage ergeben!

Der Grand Raid ist nicht nur für die Fahrer eine Herausforderung, sondern durch die komplizierte Streckenführung auch für alle Betreuer eine Meisterleistung! Vielen Dank an das BiXS Pro Team für Euren Support, es war perfekt…. Wie immer!

Dazu möchte ich an dieser Stelle auch Dieter Tobler ganz herzlich für seine Unterstützung danken! Im Ferienhaus im Wallis werde ich immer mit offenen Türen empfangen und so konnte ich nach dem gestrigen Rennen noch auf der Sonnenterasse mit einer perfekten Aussicht auf das wunderschöne Wallis gemütlich Abendessen, ehe ich spät am Abend noch mit dem Auto nach Hause fuhr. Ja, Energie hätte ich am heutigen Tag auf jeden Fall genug gehabt…….