Rennberichte

Sieg an der Salzkammergut Trophy! 210 Km & 7’150 Hm!

Langes Rennen, langer Bericht, hehe!

15.07.2017, ein Tag auf dem Bike, den ich sicher nie mehr vergessen werde! Nach unvorstellbaren 7‘200 Höhenmetern, 210 Kilometern und fast 10.5 Std. im Sattel konnte ich meinen ersten Sieg bei meiner Premiere an der Salzkammergut Trophy feiern! Als wäre das Rennen an sich nicht schon schwer genug, stand die 20igste Jubiläumsausgabe auch noch Wettertechnisch unter einem schlechten Stern, denn es regnete während den ersten 5 Stunden in Strömen!

Ich hatte mich schon länger für den Start an diesem Rennen entschieden, doch richtig mit dem Rennen auseinandergesetzt hatte ich mich nie. Nach dem kurzen Bergrennen am letzten Samstag reisten Vera & ich am Sonntagmorgen in die Lenzerheide, damit wir unsere Cross Country Kollegen beim Weltcup anfeuern konnten. Von da reisten wir weiter nach Samedan ins Engadin, wo ich am Montag und Dienstag nochmals zwei längere Einheiten trainieren konnte. Am Mittwoch reisten wir dann nach Hallstatt bei Bad Goisern ins Salzkammergut. Eine wunderschöne Gegend, die ich bislang überhaupt nicht kannte! So fand ich noch zwei Tage etwas Ruhe vor dem Rennen und am Mittwochabend schaute ich mir das allererste Mal die Strecke an, zumindest auf dem Profil und der Karte versteht sich. Irgendwie fragte ich mich dann schon ein wenig, wieso ich mich überhaupt für ein solches Rennen angemeldet habe! Da wir zudem mit dem Wohnmobil anreisten, konnte Vera nur eine begrenzte Anzahl Verpflegungsposten abdecken und somit hatte ich auch nicht überall Ersatzmaterial dabei. Ich machte mir sowieso keine grossen Gedanken über die Verpflegung und so schien mir mein gesamter Auftritt ein wenig stümperhaft, haha!

Viel Zeit blieb allemal nicht mehr um gross nachzudenken, denn am Samstagmorgen klingelte bereits  um 3 Uhr der Wecker! 2 Spiegeleier und 2 Scheiben Brot sowie eine Tasse Kaffee mussten reichen, denn wirklich Hunger hatte ich nicht um diese Uhrzeit! Wesentlich schlimmer als die Tatsache, dass es mitten in der Nacht war, waren die Wetterverhältnisse! Es regnete wie aus Eimern und der Wetterbericht sollte Recht behalten, Regen bis 11 Uhr! So stellte ich mich im Dunkeln um 5 Uhr morgens neben 800 weitere Verrückte an die Startlinie! Was tue ich hier eigentlich und wieso bleiben die Hobbyfahrer bei dem Sauwetter nicht einfach liegen??!!

Nach meinen 2 Desert Dash Teilnahmen (370 Km Solorennen durch die Wüste von Namibia), wusste ich wenigstens Eines, mein Körper ist in der Lage, mind. 14 Stunden Fahrrad zu fahren! Doch wie geht man ein Rennen mit so vielen Höhenmetern an? Mein Rekord lag bei der längsten Austragung des Grand Raids (5‘600 Hm) und damals war das Rennen nach 130 Km vorbei! Grosse Wahl hatte ich zum Glück nicht, denn ich hatte mir ganz klar den Sieg bei diesem Rennen zum Ziel gesetzt und wollte ich dies erreichen, dann musste ich von Beginn weg an der Spitze mitfahren! Damit erübrigte sich die Frage nach der Pace und ich folgte am Anfang meinen Konkurrenten, welche das Rennen bereits bestritten haben. Sie werden es ja schon wissen!

Das Tempo war überraschenderweise ziemlich hoch, doch die Beine drehten wie von alleine und so fuhr ich stets in den vordersten Positionen. Nach der Hälfte des ersten Anstieges konnte ich mich dann mit einem weiteren Fahrer absetzen und die erste Abfahrt von der Spitze aus fahren. Durch den strömenden Regen und die Kälte morgens um 6 Uhr schlotterte ich bereits früh wie ein Schlosshund, dabei war doch höchste Konzentration gefragt, da man durch den Schlamm die Wurzeln und glitschigen Steine kaum sehen konnte! Ich überstand die Abfahrt schadlos und so folgte der zweite kürzere Anstieg. Wir lagen immer noch zu zweit an der Spitze, doch in der folgenden kurzen Abfahrt zischte es aus meinem Hinterreifen! Scheisse, das Glück der Startnummer 13 schlug das erste Mal zu! Ich blieb ruhig, setzte einen Dichtungswurm und so ging es schnell weiter. Doch durch das Missgeschick schossen bereits 2 weitere Fahrer an mir vorbei! Die Freude hielt nur kurz und der Reifen verlor erneut Luft! Was soll denn das jetzt? Nach 40 Km schien das Rennen bereits gelaufen. Doch etwas weiter unten sah ich das nächste Dorf und ich hoffte, dass da vlt. ein Zuschauer mit einer Pumpe steht! So fuhr ich mit halber Luft weiter und siehe da, meine Gedanken wurden Realität und da stand nicht nur ein Zuschauer mit einer Standpumpe, sondern auch noch mein vorheriger Begleiter, der ebenfalls Platten hatte! Während mein Kollege aus dem Rennen ausstieg, zog ich einen Schlauch rein und setzte das Rennen an 8ter Stelle mit gut 7 Minuten Rückstand fort! Ich weiss auch nicht wieso mir das Ganze im Dauerregen und der ganzen Schmiererei des Dreckes nichts ausmachte, doch ich war wie in Trance und glaubte weiter an den Sieg! Denn was sind schon 7 Minuten auf 10 Stunden!

Nach 20 Minuten Alleinfahrt fing ich an, wieder Fahrer einzuholen und so schnappte ich mir vor der nächsten technischen Abfahrt (es war dieselbe wie die erste nach 2 Zusatzschlaufen) den Zweitplatzierten. Wir lagen nur noch knapp 2 Minuten hinter dem Führenden. Gut 1 Km vor dem Ende der Abfahrt war sie dann erneut draussen, die Luft aus meinem Hinterreifen! Diesmal hatte ich keine Wahl mehr und so donnerte ich auf der Felge den Rest der Abfahrt hinunter da ich wusste, dass da unten meine Freundin in der Techzone mit einem Ersatzrad steht!

Zack, kurz Rad wechseln und weiter ging’s! Durch das Missgeschick hatte ich nicht nur meinen Begleiter verloren, sondern erneut etwas Zeit eingebüsst, doch kurz vor dem Ende des nächsten Anstieges hatte ich die 3 Minuten Rückstand wett gemacht und den Zweitplatzierten wieder eingeholt. Dies war dann zu meiner Überraschung nicht mehr der Gleiche wie vorher, sondern der Spanier hatte den Tschechen an der Spitze abgelöst! Ich liess den Tschechen rasch hinter mir und auch den Spanier konnte ich nach 110 Km im Rennen wieder einholen! 100 Km vor dem Ende lag ich also wieder an der Spitze und das Kämpfen hatte sich gelohnt!

Gemeinsam legten wir die folgenden 30 flacheren Kilometer um den Hallstättersee zurück, bevor der nächste lange Anstieg kam. Dieser umfasste dann den wohl steilsten Asphaltanstieg, den ich je gesehen habe! Durch mein Aufschliessen war ich wohl etwas zu euphorisch und so attackierte ich bereits zu Beginn des Anstieges. Die Attacke war zwar erfolgreich und ich hatte auch rasch eine Minute Vorsprung, doch der Anstieg zog sich endlos dahin und so langsam erloschen meine Lichter! Gels gab es keine bei der Verpflegung und da ich keine mehr hatte, sah es nicht mehr so gut aus für mich. Der Spanier holte mich wieder ein, doch auch er schien am Ende seiner Kräfte! Gemeinsam erreichten wir nach 8 Rennstunden den höchsten Punkt des Rennens und ich konnte es kaum glauben, dass wir nun noch 2 Rennstunden Abnützungskampf vor uns hatten! Nach einer langen Abfahrt folgte auch gleich der nächste aber sogleich letzte längere Anstieg des Tages! Im Talboden angekommen erhielt ich endlich die ersehnte Flasche Cola von Vera plus Activator & Gel! Alles auf einmal rein und auf schnelle Wirkung hoffen war das Einzige, was ich zu dem Zeitpunkt noch tun konnte!

Leider kam der Zuckerschub zu spät und der Spanier zog davon. 10 Sek., 20 Sek., 30 Sekunden…. Ich konnte es kaum fassen, dass mir nach 170 Km das Rennen nach all den Aufholjagten aus der Hand lief! Doch plötzlich kam er, der erhoffte Zuckerschub und die Kraft war zurück! Nun ging der Rückstand in denselben Schritten Rückwärts, 30 Sek, 20 Sek, 10 Sek…. und exakt vor der Abfahrt hatte ich den Spanier wieder eingeholt! 30 Km vor dem Ziel war das Rennen also neutralisiert und jetzt war klar, abschütteln wird er mich auch auf den letzten kurzen Wellen nicht mehr!

So kam es, dass wir nach 210 Km und über 10 Stunden den Sieg im Sprint entscheiden mussten! Einmal mehr konnte ich damit meine Stärke ausspielen und den Sieg mit 2 Sekunden Vorsprung vor einer unglaublichen Zuschauerkulisse feiern! Es war mit Abstand die beste Zielankunft, die ich je erlebt habe und ich war überwältigt von den ganzen Leuten und den Emotionen!

Dieser Sieg habe ich einmal mehr mit meinem Kopf geholt, es war die mentale Stärke und der bedingungslose Wille zum Sieg (wie mein Vater, mit dem Kopf durch die Wand), welcher mir zum Erfolg verhalf! Nicht nur die Aufholjagt nach den Defekten, sondern auch der Glaube am letzten Berg an mich selber, noch einmal zurück zu kommen prägten dieses Rennen! Die Flowerceremonie um 20.45 Uhr, noch vor dem Eintreffen des letzten Fahrers, die Siegerehrung um 22 Uhr vor hunderten von Leuten auf dem Dorfplatz von Bad Goisern…. Momente mit Gänsehautfeeling, welche ich so schnell nicht mehr vergessen werde!

Danke Bad Goisern, Danke Salzkammergut Trophy für all diese speziellen Momente, ihr seid Klasse und was ich hier auch noch sagen muss, Hut ab vor jedem Finisher der Langdistanz, ihr seid doch alles Verrückte, haha!

Der grösste Dank gilt allerdings meiner Freundin, welche während 10 Stunden an der Strecke im Regen ausgeharrt hatte und im richtigen Momente zur Stelle war! Wir werden nun die nächsten paar Tage noch etwas in der Gegend hier bleiben, das Bike bleibt in der Garage und das Trikot wird wohl gegen die Badehose getauscht! Mein nächster Renneinsatz wird vlt. in 2 Wochen beim M3 Montafon sein und wenn nicht, dann hören wir uns spätestens bei der Eiger Bike Challenge am 13. August wieder!

Happy trails Konny