Rennberichte

Sieg beim TransVesubienne Hauptrennen, doch im Gesamten leider auf 2….


Die heutigen 5.75 Rennstunden werde ich wohl zu den anspruchsvollsten meiner Karriere küren! Obwohl ich nach letztem Jahr zum zweiten Mal das Hauptrennen der TransVesubienne gewinnen konnte, reichte es auch diesmal leider nicht zum Gesamtsieg, da ich beim gestrigen Prolog nur 3ter wurde. Diesmal kannte ich zudem die Strecke nicht, was das ganze Abenteuer erschwerte!

Alleine die Eckdaten und einige Zahlen sprechen für sich! 78 km, 4368 Hm bergab, 3200 Hm bergauf, 5.75 Std., womit ich gerade mal einen 14 er Schnitt zustande brachte, obwohl ich mich komplett verausgabte!
Die TransVesubienne ist ein Extremevent, bei welchem jeder Teilnehmer an seine Grenzen stösst. Obwohl ich schon letztes Jahr am Limit meiner technischen Fähigkeiten war, wollte ich mich der Herausforderung nochmals stellen!

Vor einem Jahr konnte ich mich Christoph Sauser anschliessen, denn er war es auch, der mich für dieses Rennen überredet hatte! Dieses Jahr verzichtete er auf einen Start und da niemand mit mir mitkam, startete ich das Projekt alleine.

Am Donnerstag flog ich nach Nizza und ausser meinem Bike und einem Rucksack hatte ich nichts dabei. So buchte ich das Hotel direkt neben dem Flughafen, womit ich auch kein Auto brauchte. Am Mittag nutzte ich das schöne Wetter für eine lockere Trainingsfahrt nach Monaco und zurück. Obwohl ich am Dienstag und Mittwoch noch ziemlich viel und hart trainiert hatte, fühlten sich die Beine super an. Umso motivierter fuhr ich dann am Freitagmorgen mit dem Rucksack die 60 Km weite Strecke von Nizza hinauf nach St. Martin du Vesubie. Das Bergdörfchen liegt auf knapp 1000 Metern schön eingebettet in den Bergmassiven des Hinterlandes von Nizza. Da konnte ich mich wenigstens den Schweizer Kollegen anschliessen, welche ich letztes Jahr bei diesem Rennen kennen lernte und so war ich bereits am Mittag in der Ferienwohnung. Andy von Scott, Jerome von DT Swiss und Nathalie Schneitter kamen erst am Abend an, da sie mit dem Auto nach Südfrankreich fuhren.

Am Samstag stand dann der Prolog auf dem Programm. 12 Km, 800 Hm bergab und 300 Hm bergauf waren zu bewältigen. Der Start erfolgte um 13 Uhr und alle 5 Minuten wurden 20 Fahrer gemeinsam los geschickt. Da ich mit der Nr 2 ins Rennen stieg, war mein Start somit erst um 14.15 Uhr. Gleich nach dem Start ging es die Skipiste von La Colmiane hinauf und so startete ich ziemlich schnell. Ich konnte mich zwar an der Spitze in die lange Abfahrt stürzen, doch bereits nach kurzer Zeit schoss der viermalige Gesamtsieger der letzten Jahre an mir vorbei. Dieser Typ fährt einfach technisch in einer anderen Liga und so kassierte ich 2.23 Minuten bis ins Ziel. Dies hiess Rang 3, da mich der Schweizer Kollege Patrik Lüthi noch um 1 Sek schlug (er war jedoch in einem anderen Startblock). Dass wir bereits so weit zurück, doch immer noch auf dem Podest der über 300 Fahrern lagen, machte die Klasse vom Sieger Alexis ziemlich deutlich!
Mein Handicap beim heutigen Hauptrennen wett zu machen, schätzte ich als Möglich ein, doch die neue Strecke machte mir am Ende einen Strich durch die Rechnung.

Die ersten 10 Km waren zwar identisch wie im Vorjahr und da sie hauptsächlich berghoch führten, konnte ich mich schon kurz nach dem Start (welcher um 6 Uhr morgens erfolgte!!) absetzen. Die knappe Minute Vorsprung auf Alexis hielten dann in der folgende 20 Km langer Abfahrt nicht lange und bald flog er an mir vorbei. Als ich schliesslich im Talboden ankam, wurden mir nur 2 Minuten gemeldet und ich war richtig überrascht, denn ich war mir sicher, dass ich mind. 5 Minuten kassiert hätte.

Die folgenden 20 Km sollten dann mehrheitlich bergauf führen und bereits nach dem ersten Anstieg und bei Km 25 hatte ich die 2 Minuten zugefahren und war wieder an Alexis dran. Nach 40 Km setzte ich die erste Attacke und kam auch weg, doch leider sah ich plötzlich keine Markierung mehr. Ich suchte und suchte und drehte schliesslich um. Alexis sah ebenfalls nichts und so fuhren wir die Strecke zurück, bis der Dritte kam und drehten wieder. Schliesslich fanden wir den Pfeil versteckt hinter einem Busch. Die ganze Aktion kostete und sicher 7 Minuten und auch das Rennen begann wieder bei 0. In der folgenden super steilen Tragepassage setzte ich mich erneut ab, doch die folgende Abfahrt bis zu Km 60 war dann wieder so technisch, dass ich meinen Vorsprung erneut einbüsste. Alexis zog erneut schnell an mir vorbei, doch zu jenem Zeitpunkt war mir das egal und ich stimmte mich auf einen 2ten Rang ein, alles was ich wollte, war gesund unten ankommen. Gegen die technischen Fähigkeiten meines Gegners war schlicht nichts auszumachen!

Unten angekommen war ich dann ganz überrascht, als Alexis in der Verpflegung stand und sich mit Cola auffüllte. Vor uns lag der nächste Anstieg und erneut eine gut 10 Minütige Tragepassage. Nun war ich plötzlich zurück im Rennen und so setzte ich mich ein weiteres Mal ab, da ich wieder Motivation fand. Zwar hatte ich auf den letzten 15 Km bis ins Ziel das Gefühl, mächtig aufs Gas zu drücken, doch die Abfahrten am Ende waren erneut so schwer, dass ich wieder zu viel Zeit verlor. Am Ende kam ich zwar als Sieger ins Ziel, doch die Schlussabfahrt spielte erneut in Alexis Karten und so hielt er den Rückstand am Ende unter 2.23 Minuten.

Am Anfang war ich schon ziemlich enttäuscht, dass es am Ende nicht gereicht hat zum Gesamtsieg aber am Ende war ich auch stolz auf meine Leistung. So ein Rennen ist nichts für schwache Nerven und während fast 6 Std ist jede Sekunde vollste Konzentration gefragt. Ich bin vor allem auch sehr zufrieden, wie es mit meiner Form steht und vor allem froh, dass ich bis auf ein paar Kratzer ganz und unverletzt ins Ziel gekommen bin. Den Gesamtsieg hat sich ein verdienter Sieger geholt, denn am Ende ist es ein Enduro Rennen und der beste Techniker hat gewonnen. Auch wenn ich heute klar mehr PS hatte, gereicht haben sie nicht….

Nach der Siegerehrung packte ich wieder meinen Rucksack und fuhr durch Nizza zurück zum Hotel. Morgen geht’s bereits um 7 Uhr zurück in die Schweiz.

Ein Dankeschön an dieser Stelle meinem Ausrüster, denn dieser hat mir „last minute“ wieder ein perfektes Bike aufgebaut!