Rennberichte

3te Etappe, eine Katastrophe……..

Pic by Ewald Sadie

Das Cape Epic hat mich einmal mehr besiegt! Die heutige 3te Etappe war sprichwörtlich eine Katastrophe und es sieht ganz danach aus, dass es für uns bald zu Ende sein wird!

Die heutige Etappe sollte mit 78 Km und knapp 1‘600 Hm eigentlich nicht allzu lange werden, doch für mich wurde es ein kaum noch enden wollender Tag im Sattel! Der Start war wie schon die letzten Tage super hektisch und es wurde gefahren, als wäre das Rennen nach 1 Std. zu Ende! Ich fühlte mich auch heute sehr gut und reihte mich ganz zuvorderst im Feld ein. Somit kriegte ich auch nicht den ganzen Staub ab, welcher heute besonders übel war! Dazu schien die Morgensonne in einem ziemlich ungünstigen Winkel von vorne rein und oftmals jagten wir fast blind durch die Weinfelder und Büsche hin & her! Die Spitzengruppe blieb mit gut 30 Teams die ersten 30 Minuten zusammen, doch dann suchte ich vor der entscheidenden Welle nach meinem Teamkollegen, da ich wusste, dass wir gleich in den ersten Singletrail abbiegen und wir uns besser nach ganz vorne schaffen würden!

Doch ich suchte vergebens! Matt taumelte bereits 100 Meter hinter dem Feld! Den Überblick zu behalten, ist gerade in der Startphase extrem schwierig, denn wie gesagt fahren alle wie die Henker, dazu der Staub und die Positionskämpfe. Oftmals ist man dermassen mit sich selber beschäftigt, dass man seinen Partner nicht immer gleich ordnen kann und man muss einfach hoffen, dass er auch noch irgendwo im Feld ist!

Ich wusste schnell was los war, Matt hat’s erneut komplett verjagt und es ging gar nichts mehr! Wir beide wissen, dass es nicht normal ist und dass er normalerweise sehr viel stärker ist. Trotzdem mussten wir uns mit der Tatsache abfinden, dass wir nur noch im Schneckentempo unterwegs waren. Sein Körper gab einfach nichts mehr her und er brachte kaum noch die Kurbel rum. Ich wusste auch wie schwer es für ihn ist, denn in solchen Situationen würde man am liebsten das Bike stehen lassen und nach Hause gehen! Doch aufgeben war heute nicht drin, wir wollten die Etappe auf jeden Fall  zu Ende fahren.

Unzählige Teams passierten uns und es wurde richtig peinlich, ein schreckliches Gefühl! Für mich ist es offensichtlich, dass sein System komplett am Ende ist. Ich denke die gesamte Anspannung vor dem Rennen, zu viel Training durch den ganzen Hype, den Druck und den eigenen Wunsch, es möglichst gut zu machen schlugen sich bereits am ersten Tag in eine tiefe Enttäuschung nieder! Denn bereits da war Matt überrascht, wie hart wirklich gefahren wird! Am Cape Pioneer gewann er beinahe alle Etappen und auch am Berg & Bush war er den anderen überlegen. Doch am Cape Epic standen dieses Jahr 20 Teams am Start, die alle das Potenzial haben, um unter normalen Umständen in die Top 10 zu fahren!  Viele packen es jedoch nicht, da sie entweder am Druck zerbrechen, überziehen oder Pech haben. Ein Rennen mit so viel Prestige und so viel Hype ist einfach irgendwie nicht gesund und am Ende geht es eh nur um die Gewinner. Alle anderen schlagen sich hinten die Köpfe ein, in der Hoffnung, ein Top Resultat zu erzielen und oftmals ist es der eigene Körper, der einem unter dem grossen Druck und der Extrembelastung in die Knie zwingt!

Als wir heute endlich das Ziel erreichten, liess sich Matt beim Arzt untersuchen. Doch die Blutwerte usw. sind eigentlich oke und somit ist es für mich vor allem eine mentale Sache. Ich erlebte genau dieselben Symptome bei der Transalp 2015, wo ich aus unerklärlichen Gründen komplett einbrach. Das Cape Epic ist auch zu hart, um sich selbst bei einer lockeren Etappe zu erholen. Denn auch dann sitzt man zwischen 3 und 5 Stunden im Sattel! Das Schlimmste ist jedoch für Matt die Tatsache, dass uns heute sogar die ersten Frauenteams einholten, obwohl sie rund 10 Minuten hinter uns gestartet sind und dass wir irgendwo um Rang 50 fuhren! Als Profi hat man sicher auch Erwartungen von Sponsoren und Fans zu erfüllen und wenn es Morgen nicht besser geht, dann können wir weder Erwartungen erfüllen, noch bringt es Matt etwas für den Rest seiner Saison sich weiter zu quälen, da er am Ende komplett kaputt sein wird (körperlich & mental)!

Für mich ist das Cape Epic 2017 bereits jetzt abgehakt und eine weitere Enttäuschung. Kaum zu glauben irgendwie, denn bei der 6ten Teilnahme werde ich voraussichtlich zum 4ten Mal alleine weiter fahren! Entscheiden werden wir das allerdings erst Morgen nach dem Start, denn falls es wieder nicht gehen sollte, werden wir die Notbremse ziehen. 112 Km können nämlich ganz schön lange sein und an Wunder glaube ich eigentlich auch nicht!

Es scheint, dass mich das Epic einfach nicht mag und falls Matt Morgen aussteigen muss, werde ich versuchen, meine letzte Cape Epic alleine zu Ende zu fahren, um einen versöhnlichen Abschluss mit  diesem Rennen finden zu können!