Rennberichte

Sieg beim Desert Dash!

Stolz, erleichtert, fertig mit den Nerven & müde…. genau so überquerte ich um 5.37 Uhr nach 370 Kilometer im Sattel den Zielstrich in Swakopmund! Als Sieger der Solokategorie und dazu noch als Gesamterster der 1’000 Teilnehmer unter sämtlichen 2er & 4er Teams. Somit gelang mir eine erfolgreiche Titelverteidigung beim Desert Dash! Obwohl mir das Rennen diesmal körperlich extrem leicht fiel, musste ich vor allem mental richtig beissen und mich immer wieder motivieren. Da ich aus der Erfahrung vom letzten Jahr profitierte, konnte ich mich im Vorfeld intensiv mit dem Rennen beschäftigen und mich darauf einstellen.

Um Punkt 15 Uhr fiel der Startschuss in der Parkgarage des Grove Shoppingzenters in Windhoek! 1’000 „Verrückte“ Mountainbiker nahmen die Herausforderungen des Desert Dash’s an, alleine, im 2er oder 4er Team!
Die Sonne brannte und das Thermometer stieg auf 38 Grad als wir nach einer kurzen Neutralisation den Anstieg hinauf zum Kupferbergpass in Angriff nahmen! Die Konstellation der Teams war im Vergleich zum Vorjahr komplett verschieden, dafür war in der Solokategorie etwas mehr Konkurrenz. Allen voran sollte mir vor allem der Deutsche Langstreckenspeziallist Andreas Seewald das Leben schwer machen und ich hatte mächtig Respekt vor ihm und stellte mich auf einen harten Kampf ein! Da die ersten 30 Km mehrheitlich bergauf führten, selektionierte sich das Feld relativ schnell und so kam es, dass nur noch Andreas & ich den Anschluss an das erste 2er Team halten konnten. Die ersten 30km müssen nämlich sämtliche Fahrer gemeinsam absolvieren, wobei vor allem die starken Mixed Teams durch die Frauen etwas zurückgeworfen werden. Bei den 2er Teams fährt anschliessend nur ein Fahrer bis zur 180 km Marke weiter und so lagen wir nach der ersten Rennstunde zu Dritt an der Spitze. Wie schon vor einem Jahr bliess der Wind mit gut 25km/h von vorne und machte uns das Leben zusätzlich schwer. Da weder Andreas noch ich richtig Lust dazu hatten, um bereits so früh im Rennen mächtig Körner liegen zu lassen, überliessen wir die Führung erstmals dem starken Südafrikaner Max Knox, denn er führte ja schliesslich das Rennen der 2er Teams an! Leider hatte auch er keine Lust und so schlossen nochmals 2 Solo’s und ein 2er Team auf. Der Wind wurde immer schlimmer und so fiel das Tempo komplett zusammen und ich stellte mich auf einen laaangen Tag im Sattel ein! Nach 70 km erreichten wir den Uispass und da tat sich hinter Andreas & mir überraschenderweise eine Lücke auf. Ich war total erstaunt, denn das Tempo war nicht wirklich hoch! Zudem war ich verunsichert was wir tun sollten, denn auf ein Zeitfahren über die verbleibenden 300 km hatte ich auch keine Lust!
So fuhren wir in einem anständigen Tempo einfach weiter, erst den langen Uispass hinunter und danach die coupierten Km bis zur Verpflegung nach 100 km. Hier konnten die 4er Teams ihren erste Mann auswechseln und somit neuen Schwung ins Rennen bringen. Doch bis uns dieser einholte, fuhren wir zu Zweit weiter, mit dem Sonnenuntergang und in die dunkle Nacht hinein! Für die nächsten 10 Stunden sollte es somit immer gleich aussehen, nur der kleine Lichtstrahl sollte uns den Weg durch die älteste Wüste der Welt (Namib Desert) erleuchten! Die Etappe von 100 bis 180 km ist die schwerste und ein stetiges Auf und Ab! Ich fühlte mich immer besser, da die Temperaturen fielen und auch die Höhe spielte keine Rolle mehr! Nach 130 km schoss dann endlich Tristan de Lange vom ersten 4er Team von hinten an und so konnten wir uns dran hängen! Ich merkte, dass Andreas etwas Mühe bei den Anstiegen hatte und so war mir schnell klar, dass ich auf diesem Abschnitt das Rennen entscheiden könnte! So „zog“ ich zwei Wellen volle Kanne drüber und da konnte mir nur noch Tristan folgen. Da unser nächster Verfolger gut 7 Minuten zurück lag, war Andreas ab sofort auf sich alleine gestellt, wobei ich mit Tristan schön zusammen arbeiten und so auf den nächsten 40 km bis zum Halbzeitpunkt gut 5 Minuten Vorsprung herausfahren konnte! Da wartete Tristan’s „frischer“ Kollege für die nächste 75 Km Etappe. Ich hingegen durfte das erste Mal Hilfe von Aussen beanspruchen und Vera’s Papa wartete mit zwei neuen Trinkflaschen und einer Tüte voller Riegel auf mich. Da ich etwas Zeit beim Wechsel verlor, musste ich anschliessend 7 Km richtig Gas geben, bis ich wieder am Hinterrad war. Dieses hielt ich dann bis 230 Km, ehe mir das Tempo zu langsam wurde und ich alleine weiter fuhr. Die Etappen 3 & 4 (180-250 & 250-225 km) sind ausschliesslich flach und ich wusste, dass ich bei diesen Etappen bei den schnellsten Teams extrem vom Windschatten profitieren würde! Doch da ich beim Wechsel immer etwas Zeit verlor, nahm ich die 20 Km alleine auf mich und so hatte ich beim 250 km Punkt genügend Zeit, um meine Flaschen zu wechseln und mich kurz zu sammeln! Wieder bereit, konnte ich mich wieder zum 4er Team dran hängen, da der nächste „frische“ Fahrer übernahm. Die Beine waren immer noch super, doch nach 10 Std. konnte ich wie im Vorjahr nichts mehr festes essen. Mein Magen war fertig und so hielt ich mich dank #Activator (200mg Coffeinampullen von Sponser) wach und etwas Cola gab noch bisschen Zucker dazu!

Andreas lag nach 250 km nur noch 3 Minuten hinter mir, da er sich an die zwei anrauschenden 2er & 4er Teamfahrer dran hängte. Ihm passierte dann dasselbe Missgeschick wie mir vor einem Jahr, denn er verlor beim wechseln der Flaschen zu viel Zeit und somit auch den Anschluss und so war er die restlichen 120 Km alleine. Meine Taktik ging perfekt auf und meinen Effort über die 20 Km zahlte sich aus. Denn nach 300 Km schlossen die beiden Verfolger zu uns auf, zum Glück ohne Andreas, denn auf einen Fight nach 13 Stunden und Morgens um 3 Uhr hatte ich eigentlich keine Lust! So kam es, dass ich mit 3 Begleitern die Lichter von Swakopmund rund 60 Km vor dem Ziel an der Spitze des Rennens erblickte und das Ziel lag somit unmittelbar vor den Augen!

Einzig der Wind machte die ganze Geschichte extrem erschwerlich und auch die ruppige Sandpiste forderte alles ab, vor allem mental! Denn seid es Dunkel war, sah alles immer gleich aus! Mein Lichtsrahl von 5 Meter Reichweite erleichtete Kieselsteine für Kieselsteine, stundenlang derselbe Ton und dasselbe Bild!

Nach 310 Km tat sich die nächste Rennentscheidung, denn mein erster Begleiter (4er Mann Team) verlor den Anschluss und so lag ich nur noch mit Zwei Kollegen vorne! (2er Mannteam & 4er Mixedteam, wobei die Mixed jeweils eine Frau im Team hatten). Nach 325 Km erreichten wir den letzten Wechsel und die letzten 45 km müssen wieder alle Fahrer absolvieren. So warteten die 3 Kollegen des Mixed Teams bereits auf ihren Fahrer und während das 2er Team mit Max Knox den Anschluss verlor, setzte ich mich an die Hinterräder des 4er Teams. Die letzte Etappe ist mitunter die zächste, da die ersten 25 km durch die Mondlandschaft (Conicontest) und somit den Dicksand der riesigen Dünen führen! Vom Windschatten profitierte ich also erst wieder auf den letzten 20 Km und so kam es, dass ich mich kurz vor dem Ziel noch vom Mixed Team absetzte und den Zielstrich als Erster überquerte. Prinzip oder Ego- Sache, es musste einfach sein, hehe…

Damit holte ich mir nach 14.37 Stunden und 370 Km meinen zweiten Sieg bei diesem verrückten Rennen. Andreas kam 20 Minuten nach mir an und ich habe riesen Respekt vor seiner Leistung, schliesslich wusste er überhaupt nicht, was auf ihn zukam! Da ich nie am Limit fahren musste und es muskulär nie dieselben Belastungsspitzen wie bei sonstigen Rennen gab, ging es mir körperlich ziemlich gut. Das Rennen fodert mich eigentlich ausschliesslich mental, da es immer gleich aussieht und 370 km halt schlicht „verdammt“ weit ist! Dank den 4 Activator konnte ich selbst nach dem Rennen nicht schlafen und so kam es, dass ich von Freitag Morgens um 6.15 Uhr bis Samstag Abend um 21.30 Uhr wach war….

Nun werde ich für die nächsten 10 Tage das Bike nicht mehr anfassen und am Mittwoch in die Schweiz reisen, wo ich bis am 6. Januar bleiben werde!

Ein grosses Dankeschön an dieser Stelle an Vera’s Papa Rolf für die Betreuung und das Sponsoring durch sein Juweliergeschäft Adrian & Meyer! Stolz bin ich auch auf meine Freundin, denn auch sie absolvierte das Rennen im 2er Team mit ihrer südafrikanisch Teamkollegin Lize Olivier und die beiden holten sich überlegen den Sieg in ihrer Wertung!

„Chapeau“ von allen Finishern! Der Desert Dash ist auf jeden Fall für jeden ein Abenteuer und eine Grenzerfahrung! Ich werde es in Zukunft vorerst auf jeden Fall bei meinen zwei Siegen lassen!

Happy 3er Advent!

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