Sieg beim FNB Wines2Whales, was für ein Saisonfinale, was für ein Rennen, was für Emotionen! Nach 2014 konnte ich meinen Sieg in diesem Jahr wiederholen, an der Seite meines Schweizer Kollegen Fabian Giger und dies, nach 3 Tagen Rennfahrerkrimi auf höchstem Niveau! Das „W2W“ zählt seit meiner ersten Teilnahme zu meinen absoluten Lieblingsrennen! Der Event ist aus Sicht der Streckenführung, Attraktivität, Setup & Organisation kaum zu toppen und dieses Rennen stand bei mir bereits anfangs Saison rot angestrichen im Kalender! Nachdem ich 2014 & 2015 mit Christoph Sauser am Start stand und jeweils als Gastfahrer für das Specialized-Songo Team die Farben vertrat, teilte mir Sauser bereits vor der Saison mit, dass er mit seinem Specialized-Teamkollegen und aktuellen U23 Cross Country Weltmeister Sam Gaze aus Neuseeland antreten wird. Nach meiner Operation war ich umso heisser, mit dem W2W die Saison auf einem Höhepunkt abzuschliessen! Ich brauchte jedoch einen super starken Partner, um mit Sauser & Gaze mithalten zu können! Mit Fabian Giger fand ich nicht nur einer der stärksten Schweizer Cross Country Fahrer, sondern auch ein langjähriger Kollege als Teampartner! Nachdem Fabian die Olympia- Qualifikation nur ganz knapp verpasste dachte ich, es wäre schön für ihn, die alte Saison mit einer tollen Zeit und einem Kurztrip nach Südafrika abzuhaken und die neue einzuläuten!
Bei gemeinsamen Trainings im September besprachen wir die ganze Sache und der Plan stand fest! So reiste Fabian am Mittwoch vor einer Woche zu mir nach Stellenbosch und so hatten wir noch eine Woche Zeit, um uns den letzten Schliff zu verpassen und alles vorzubereiten!
Die erste Etappe führte traditionsgemäss von Lourensford nach Grabouw und neben Sauser & Gaze standen noch eine ganze Reihe Top-Fahrer an der Startlinie. Die Deutschen Kollegen vom Team Bulls Karl Platt & Simon Stiebjahn, sämtliche Südafrikanischen Top-Teams wie das Team Telkom, die Cape Pioneer Sieger vom Team NAD und sogar ein mehrfacher Tour de France Teilnehmer, Johannes Fröhlinger stellte sich mit Kollege Markus Bauer (beide DE) an den Start! Der Startschuss fiel und das Feuerwerk ging los. Doch damit dieses richtig gezündet wurde, dafür sorgten wir gleich selber! Denn nach 500 flachen Metern folgte auch gleich der Hauptanstieg des Tages mit gut 400 Höhenmetern und bereits nach wenigen Metern schlugen wir ein so hohes Tempo an, dass nach kurzer Zeit nur noch Sauser & Gaze bei uns waren. Für die erste Vorentscheidung war also gesorgt und so stachen wir mit bereits gut 30 Sek. Vorsprung auf die nächsten Verfolger in die erste lange Abfahrt. Nach einer schnellen Schotterstrasse folgte erst im untersten Teil ein kurzer Singletrailabschnitt und da hatte Fabian einen Plattfuss am Hinterrad. Kurz anhalten, ruhig bleiben und einen Plug (Dichtungswurm) setzen! Dies funktionierte gut, doch während wir den Hinterreifen reparierten hörten wir ein zweites Zischen aus dem Vorderreifen! Das kann doch nicht wahr sein, Doppelplatten!! Auch diesen kriegten wir mit einem zweiten Plug dicht und so verloren wir zwar den Anschluss, doch wir waren zurück im Rennen. Mit gut 1.30 Minuten Rückstand setzten wir das Rennen fort, doch nach wenigen Metern fiel der Plug aus dem Vorderreifen und wir mussten erneut anhalten. Diesmal dauerte der Stopp länger und als wir wieder im Rennen waren, lagen wir mit bereits 4.30 Minuten Rückstand zurück und das Rennen schien bereits nach knapp 20 Km verloren! Richtige Champions geben jedoch nicht so leicht auf und so kämpften wir zu zweit gegen den starken Gegenwind über das Flachstück bis zum zweiten längeren Anstieg. Obwohl die Motivation dahin war, fanden wir einen guten Rhythmus und waren relativ zügig unterwegs.
Als wir nach 45 Km die berüchtigte 10 Minuten lange Tragepassage erreichten, sahen wir zum ersten Mal die Abstände. Bereits zuvor hatten wir wieder einige Teams eingesammelt und da lagen wir tatsächlich nur noch knappe 2 Minuten hinter der Spitze! Oben angekommen zischte es jedoch erneut aus Fabian’s Hinterrad und wir mussten einen weiteren Stopp einlegen! Diesmal hatten wir nur noch eine Chance und so nahmen wir uns Zeit, den Schaden zu beheben. Dadurch verloren wir natürlich ein weiteres Mal Zeit, doch mit einem starken Finale auf den letzten Kilometern verringerten wir nicht nur den Rückstand auf 1.26 Minuten auf die Etappensieger Sauser & Gaze, sondern kämpften uns nach 68 Km noch bis auf Rang 3 vor! Ich konnte es kaum glauben, denn nach dem Plattfuss am Anfang wäre ich am liebsten gleich nach Hause gefahren, denn das Rennen hatte für mich genauso enttäuschend angefangen, wie ich das letzte beendet hatte! Da meine Form jedoch im Moment super gut ist und Fabian wie immer extrem stark war, lagen wir trotz der vielen Probleme noch immer im Rennen um den Gesamtsieg!
Die zweite Etappe sollte dann ein „playday“ werden, denn der Grossteil der 64 Km führte über die Singletrails rund um Grabouw und Oak Valley. Ich kenne die Trails sehr gut und unsere Taktik war klar. Das Rennen von Beginn weg so hart wie möglich machen, denn durch die Tatsache, dass wir am ersten Tag rund 3.30 Minuten zugefahren hatten, wussten wir um die Kräfteverhältnisse der Top-Teams Bescheid. So fuhr ich die ersten 30 Km komplett von der Spitze aus, doch die Gruppe wurde einfach nicht kleiner und es hingen noch immer 5 Teams an unseren Hinterrädern. Führungsarbeit wurde jedoch von keinem der verbleibenden Teams übernommen und so fuhren wir weiter einen hohen Rhythmus in der Hoffnung, unsere Begleiter damit zu „zermürben“. Da diese Taktik jedoch nur mehr Kraft raubte als Erfolg brachte, mussten wir uns eine neue zurechtlegen. Nach einem kurzen Singletrail liess ich Fabian und Gaze davonziehen und da Sauser die Lücke auch nicht gleich schloss, setzten sich die beiden im folgenden Trail leicht ab. Unmittelbar nach dem Trail folgte ein kurzer Gegenanstieg und da platzierte ich gleich am Anfang eine Attacke in der Hoffnung, zu Fabian nach vorne zu springen und meine Begleiter dabei abzuschütteln. Dies funktionierte leider nur bedingt, denn bis auf einen konnte ich dabei alle abschütteln, doch Sauser blieb dran und so waren wir zu viert an der Spitze und unser Vorhaben wurde immer schwieriger. Die letzten 20 Km waren nicht selektiv genug und obwohl wir alle am Anschlag fuhren, liess keiner locker und so kam es nach 64 Km tatsächlich zum Sprintfinale, welches wir schliesslich für uns entschieden. In der Gesamtwertung rückten wir damit zwar auf den zweiten Rang vor, doch auf Sauser & Gaze machten wir keine Zeit gut und sie machten einen sehr souveränen Eindruck.
Bereits beim Einfahren vor der dritten und letzten Etappe drehten bei uns beiden die Beine wie von alleine und so setzten wir unseren Plan bereits nach wenigen Metern nach dem Start um. Diesmal wollten wir das Tempo nicht einfach nur konstant hoch halten, sondern entweder richtig attackieren oder abwarten. Durch unseren schnellen Start waren schon nach wenigen Minuten nur noch 7 Teams zusammen und somit war alles ein wenig übersichtlicher. Ich drückte die ersten paar Wellen einfach mit Vollgas drüber und so kontrollierten wir das Rennen wie bereits gestern von der Spitze aus. Nach 10 Km konnten wir uns das erste Mal leicht absetzen und bereits da realisierte ich, dass Gaze heute zu knacken ist, denn normalerweise schliesst er als Cross Country Spezialist solche Lücken problemlos. Nach der Welle folgte der erste längere Singletrail und anschliessend die schnelle Abfahrt hinunter nach How Hoek. Zwar schlossen Susi & Sam im Trail als letztes der 5 verbleibenden Teams nochmals auf, doch da ich auch die kleine Gegensteigung Vollgas hinauf ballerte, entstand erneut eine Lücke und so hämmerte ich auch die kommenden 10 Km mit allem was ich hatte in die Pedalen! Mit uns waren zwar noch 3 weitere Teams unterwegs (Telkom, NAD & Red), doch keiner von ihnen vermochte uns bei der Tempoarbeit zu helfen. So schossen wir im Alleingang über die kommenden 15 flachen Kilometer, ehe der nächste Aufstieg kam. Uns interessierte eigentlich nicht, ob die anderen von unserer Arbeit profitierten, denn alles was zählte war der Abstand nach Hinten zu Sauser & Gaze. Zu verlieren hatten wir ja sowieso nichts und es war nur eine Frage der Zeit, bis wir auch die restlichen Begleiter distanzierten. Dies passierte dann beim nächsten Anstieg nach gut 40 Km und so kam es, dass wir die letzten 30 Km alleine bis ins Ziel jagten! Bei der letzten Verpflegung, knapp 10 Km vor dem Ziel wurde uns ein Vorsprung von über 5 Minuten auf Sauser & Gaze gemeldet und so konnten wir sogar die letzten Singletrails kontrolliert zurücklegen. Nach 69 Km und insgesamt über 8 Rennstunden holten wir uns schliesslich an der Küste von Hermanus nicht nur den Tages, sondern auch verdient den Gesamtsieg! Es hatte sich also gelohnt, nach dem frühen Pech nicht aufzugeben und als Belohnung erhielten wir nicht nur Ruhm & Ehre, sondern auch das für mich bis dato höchste Preisgeld an einem Rennen.
Seit anfangs September bin ich nun jedes Wochenende ein Rennen gefahren, inkl. Swiss Epic und Cape Pioneer und dabei konnte ich meine Formkurve konstant nach oben schrauben. Mit dem Sieg bei diesem für mich sehr wichtigen Rennen fand ich nun endgültig Zufriedenheit nach einer schwierigen Saison durch den langen Ausfall und die schlechten Rennen seit letztem Jahr! Nun werde ich etwas zurück fahren mit dem Training und mich nach Lust & Laune aufs Rad setzen. Mit dem Umzug unserer Wohnung habe ich die kommenden Tage sowieso noch Einiges zu tun, bevor ich Ende des Monats nach Namibia reise. Dort werde ich am 9ten Dez. vlt. erneut den Desert Dash bestreiten (370 Km nonstop), bevor ich anschliessend eine richtige Pause einlege und zurück in die Schweiz reise!
Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle an Fabian Giger, dass du die weite Reise für ein tolles Erlebnis aufgenommen hast! Wir hatten eine coole Zeit vor, während und neben dem Rennen!
Alle Bilder by Tobias Ginsberg