Rang 3! Erleichterung, Erlösung, Bestätigung…. Ich denke diese drei Begriffe beschreiben ziemlich genau meine Gefühlslage nach diesem gelungenen Saisonfinale. Nach der Operation fing ich nämlich schon im Spital an zu rechnen und die Wochen zählen um abzuwägen, ob ich in Einsiedeln wieder am Start stehen würde. Als ich dann die Gewissheit hatte, dass es reichen würde hatte ich mir innerlich ein klares Ziel gesetzt! Ich wollte mit einem Podestplatz zurückkommen und es damit vor allem mir selber beweisen, dass ich es drauf habe. Lange tappte ich im Dunkeln und musste „einstecken“ und mit Enttäuschungen und Niederlagen umgehen, obwohl ich es innerlich immer wusste, dass ich eigentlich zu mehr fähig wäre. Dass ich das heutige Rennen in dem Stil durchziehen konnte, war dann die reinste Erlösung und der dritte Rang sowie die gefahrene Zeit die Bestätigung obendrauf!
Vom Swiss Epic erholte ich mich ziemlich gut, doch am Mittwoch überzog ich dann etwas im Training und so musste ich nochmals 3 Tage lang alles in die Erholung stecken! Bereits beim Einfahren am Samstagnachmittag spürte ich jedoch, dass die Beine frisch und mein Körper ziemlich erholt ist! Somit stand ich heute Morgen relaxed um 8.20 Uhr an der Startlinie vor dem imposanten Kloster Einsiedeln! Vor uns lagen die allzu bekannten 101 Km und 3‘600 Hm und da sich der Herbst von seiner allerbesten Seite zeigte, freute ich mich richtig auf einen tollen Biketag mit Startnummer und Kollegen!
Ich hatte mir keinen Plan zurechtgelegt, sondern wollte einfach einen Podestplatz erzielen und wieder so fahren wie früher in den guten Zeiten! Nach den flachen Kilometern entlang dem Sihlsee setzte ich mich dann schon nach wenigen Metern der ersten Steigung hinauf zum Etzel an die Spitze. Einfach voll drauf hebeln und meinen Rhythmus fahren! Die erste Abfahrt nahm ich dann auch von der Spitze aus, doch bald einmal war etwas nicht mehr so wie es sein sollte. Es fühlte sich an, als wäre ich „benebelt“ und ich schwamm förmlich um die Kurven. Aber einen Plattfuss auf der Asphalt- Abfahrt schien mir unmöglich! Unten bei der ersten Verpflegung checkte ich dann mein Rad und siehe da, wirklich viel Luft war da nicht mehr im Vorderreifen. Ich zögerte nicht lange und wechselte bei unserem Betreuer Renato kurz das Vorderrad. Zum Glück war ich ganz vorne an der Spitzengruppe, denn durch den Wechsel verlor ich praktisch nichts an Zeit und so war ich bald wieder am Ende der Gruppe mit dabei.
Nach dem zweiten Anstieg kristallisierte sich dann eine 7 köpfige Spitzengruppe heraus und diese blieb dann auch beim nächsten Anstieg hinauf zur Sattelegg zusammen. Erst in der Abfahrt über die rutschigen Holzstämme konnte ich mich mit Huber & Stauffer von den anderen lösen. Unten angekommen folgte unmittelbar der nächste Anstieg hinauf zur Wisstannen und da machte ich dann erneut das Tempo, denn Teamkollege Stauffer sollte sich für das Duell um den Gesamtsieg mit Huber für das Finale schonen und dieser hatte natürlich kein Interesse, da wir zu zweit vertreten waren. Ich wiederum wollte die anderen nicht wieder heran kommen lassen, doch kurz vor der Abfahrt schaffte es der belgische Meister Claes zurück in unsere Gruppe!
Nach der Abfahrt folgten ein paar Flache Kilometer und da kamen auch die 3 ehemaligen Begleiter wieder zurück. Doch bis auf Chenaux bezahlten die anderen für ihren Effort über das Flachstück und so riss es die Gruppe beim Einstieg in den Hauptanstieg hinauf zum Spirrstock nach einer Verschärfung von Stauffer auseinander. Ich versuchte ein kurzer Moment die Attacke mit zu gehen, doch ich merkte schnell, dass ich mir damit selber den Zahn ziehen würde und so blieb einzig Huber dran! Ich konzentrierte mich fortan auf den verbleibenden Podestplatz und dafür musste ich ganz schön leiden!
Chenaux schloss nämlich wieder auf und setzte auch gleich nach und ich musste jetzt richtig beissen, um den Anschluss halten zu können! Der Belgier Claes blieb mit 200 Meter Rückstand ebenfalls immer in Schlagdistanz. Nach einer gefühlten Ewigkeit und zwei Tragepassagen erreichten wir dann zu zweit den Spirrstock und da schoss ich als erster in die Abfahrt. Rasch hatte ich einen soliden Vorsprung doch dann verkrampfte ich mich in der technischen Abfahrt nach der Ybergeregg und so kam es, dass nicht Chenau sondern Claes tatsächlich nochmals aufschliessen konnte! Leider verpasste ich meine Verpflegung und so hatte ich die gesamte letzte Rennstunde kein Wasser mehr. Da ich in den letzten zwei Steigungen dann Schiss vor Krämpfen hatte, verzichtete ich auf eine Attacke und vertraute auf den Sprint. Claes versuchte zwei / dreimal eine Verschärfung, doch viel kam auch bei ihm nicht mehr und so waren wir nicht mehr wirklich schnell unterwegs. Den Schlusssprint entschied ich dann nach 4.24 Stunden zu meinen Gunsten und so wurde der angestrebte Podestplatz Tatsache!
Nach den 6 Wochen Aufbau ist das für mich ein ganz schöner Erfolg, denn ich weiss, dass ich noch etwas Luft nach oben habe und nun werde ich über den Winter Zeit haben, um einen schönen Aufbau zu machen um dann nächstes Jahr wieder bei allen grossen Schweizer Rennen dabei zu sein! Ein ganz grosses Dankeschön an dieser Stelle an das gesamte BiXS Pro Team und meinen Eltern für die perfekte Betreuung & Verpflegung!
Während viele ihre Saison mit dem heutigen Rennen beendet haben, geht es für mich nächstes Wochenende in Ornans (FR) beim UCI Marathon „Extreme sur Loue“ weiter, bevor ich dann am Montag zurück nach Kapstadt fliege! Es wird also bei mir doch noch einige Rennberichte geben in diesem Jahr!
Stay tuned!