Die heutige 1.Etappe war erwartungsgemäss ein Thriller und ich könnte ein halbes Buch darüber schreiben! Die 106 Km mit knapp 2300 Hm sollten es in sich haben und wir stellten uns darauf ein, dass die Startphase ziemlich hektisch werden würde. Der Prolog gestern war zwar ein erstes kleines Kräftemessen, doch so richtig Aufschluss auf die Kräfteverhältnisse sollte die heutige sehr schwere Etappe geben. Um 7 Uhr ging’s los und die Positionskämpfe machten das Rennen zu Beginn hektisch und nervös. Bis zum ersten Aufstieg waren es knapp 15 Km und durch den ganzen Staub war es beinahe unmöglich, den Überblick zu behalten. Obwohl ich mich auch heute lange und intensiv auf der Rolle eingefahren hatte, brachte mich Hynek’s (Topeak) Tempoverschärfung kurz vor dem Anstieg in Schwierigkeiten. Kurz davor hatten nämlich Platt & Huber bereits eine Lücke gerissen und die beiden Topeak sollten das Loch wieder zufahren.
Wir fanden uns lediglich um Rang 20 wieder doch ich bewahr Ruhe und fuhr bewusst meinen Rhythmus. Mittlerweilen habe ich genug Erfahrung und weiss, dass man eine Cape Epic Etappe anders fahren muss als ein herkömlicher Marathon. Zudem wurden in der Vergangenheit jeweils bereits am Tag 1 viele Dramen geschrieben und heute sollte es nicht anders sein!
Das Feld zog sich schnell in die Länge und gegen Ende des Anstieges fingen wir an, die „Übermotivierten“ wieder einzusammeln. Ich schätzte die heutige Etappe so ein, dass nach Km 80 die Abstände kommen, denn wie immer wartete das Epic mit einer super harten Etappe auf uns!
Nach knapp 30 Km schlossen wir zu Bulls 2, Novus OMX & Centurion 2 auf und der Schnellzug schien zu laufen. Kurz nach der ersten Verpflegung (Centurion 2 wechselte das Laufrad), verfehlten wir einen Abzweiger und so landeten wir mit unseren zwei Begleiterteams in einer Sackgasse. Als dann Centurion 2 auf der anderen Seite des Zauns wieder auftauchte, brauchten wir kurz unsere Kletterkünste und weiter ging’s. Doch kurz darauf verfehlte unsere gabze Gruppe nochmals den Abdreh und da schossen einige Teams wieder an uns vorbei. Nun mussten wir also wieder Zeit aufholen!
Beim nächsten langen Anstieg fingen wir wieder an einzusammeln. Lustigerweise überholten wir rund 4 Teams, doch mit uns blieben Bulls2& Centurion2. Kurz vor der zweiten Verpflegung lagen wir an der Spitze von rund 7 Teams, doch genau da fing Martin einen Vorderrad Defekt ein. So wechselte ich die Flaschen und er sein Rad. Leider waren wir damit erneut die Hintersten der Gruppe und mussten einmal mehr alle wieder überholen. Doch diesmal zogen wir durch und so fuhren wir mit etwas Vorsprung alleine bis zur 3ten Verpflegung. Die letzten 25 Km waren mehrheitlich flach und schnell, gut auch, denn davor waren es fast ausschliesslich Singletrails. Centurion2 & Bulls2 kamen nochmals an uns dran, verweigerten allerdings sämtliche Führungsarbeit da sie beide ein Team vorne hatten. Ich durchlebte eine kleine Krise und so musste Martin beinahe 20 Km das Tempo machen, zum Glück war Rückenwind!
Das Finale war dann hektisch, denn während Bulls 2 den Kontakt verlor, fuhren wir zu USN auf, da sie sich auch kurz verfahren hatten (die Markierungen heute waren nicht sehr gut)… nun ging es tatsächlich um Rang 6, doch bei der letzten kurzen Welle unmittelbar vor dem Ziel waren es wir, die den Anschluss verloren und schliesslich nach 4,41 Std auf Rang 8 ins Ziel kamen. Leider war das Rennen nicht wie ausgeschrieben 106, sonder 108 Km und genau auf diesen 2 Km machten nun bei Martin die Beine zu.
Mit dem Resultat waren wir trotzdem sehr zufrieden, denn nach allem was uns heute widerfahren ist, hätte es auch in die andere Richtung gehen können!
Klar, wenn wir am Ende die Resultate genau analysieren, dann hätten wir wohl mit unseren Beinen und Effort ohne Verfahren und ohne Platten die Lücke zu Rang 5 nach 70 Km geschlossen… doch hätte wenn und aber gibt es nicht! Das Cape Epic ist in vollem Gange, die Top10 fahren alle auf einem Spitzenniveau und die Abstände sind nur sehr gering! Das Wichtigste dabei ist, wir gehören dazu und es bleibt noch ein langer & harter Weg, um es besser zu machen! Morgen wartet mit 93 Km und 2200 Hm eine weitere Etappe mit knapp 4,5 Rennstunden auf uns. Genug Zeit also, um eine spannende Geschichte zu schreiben!
Full Gaz!